was kann schreibpädagogik nicht im web 2.0?

 

eine menge. schreibpädagogik im internet kann nicht mit schreibpädagogik in der schreibgruppe gleichgesetzt werden. dafür sind die unterschiede zu groß. was nicht heißen soll, dass schreibpädagogik im web 2.0 überflüssig sein muss. sie ist nur anders.

sie kann zum beispiel nicht die gleiche verbindlichkeit herstellen, wie sie sich aus einer schreibgruppe oder -werkstatt ergibt. der persönliche soziale kontakt zu den schreibgruppenleiterInnen hat etwas bindendes. im internet lassen sich bindungen viel leichter aufheben. man kann sich aus einem schriftlichen kontakt schleichen, wenn man keine lust mehr hat. man wird der person, der man geschrieben hat, oft nie in seinem leben begegnen. dadurch kranken auch viele versuche, gruppen konstant zu halten, an beinahe familiären streitigkeiten und zänkereien.

schreibpädagogik im web kann auch schwerer jemanden davon abhalten, zu viel von sich preis zu geben. es gibt immer mal wieder texte, die im kleinen rahmen einer schreibgruppe gut aufgehoben sind. doch sobald sie ins netz gestellt werden und allen zugänglich sind, sind sie auch von allen falsch zu verstehen, können geklaut oder gegen einen verwendet werden. das sollte bedacht werden, wenn man versucht eine schreibgruppe über das netz zu organisieren.

die nutzung des internets erschwert einen zeitnahen diskurs über texte. zwar werden die texte in beinahe-echtzeit übertragen, aber die diskussion über die texte muss entweder gut organisiert sein und die zeiten der treffen im netz müssen von allen eingehalten werden, oder es können diskussionen nur über eine längeren zeitraum stattfinden, was den spontanen eindruck eines textes verwischen kann. denn sollte alles zeitnah moderiert werden (ohne moderation wird es in der schreibpädagogik schwierig) müssten die schreibgruppenleiterInnen ständig am computer sitzen, um die reaktionen zu genehmigen. oder man moderiert den diskurs nicht, doch dann besteht die gefahr, dass sich menschen die der gruppe fremd sind, in den diskurs einschalten und ihn eventuell für ihre eigenen interessen missbrauchen.

schreibpädagogik kann auch nicht die technischen grundlagen vermitteln, die notwendig sind, um überhaupt im web 2.0 in diskurs miteinander zu treten. hier muss mehr vorausgesetzt werden, als in einer schreibwerkstatt. zudem kann schreibpädagogik die technischen probleme auch nicht von sich aus beseitigen. natürlich können tipps gegeben werden, doch wenn der anbieter gerade überlastet ist, dann wird es schwierig die höheren gewalten zu umgehen.

ebenso wenig kann schreibpädagogik verhindern, dass texte auf festplatten gespeichert sind, wo sie lange bestehen können, selbst wenn das forum oder der blog inzwischen gelöscht sind.

zudem erschwert es die virtualität, intensiven und intimen kontakt untereinander aufzubauen. die meisten menschen, die sich im chat kennengelernt haben und sich noch näher kennen lernen wollen, verlassen in diesem  moment den chat, um woanders zurückgezogener miteinander kommunizieren zu können.

doch abseits der nicht-igkeiten bietet das web 2.0 eine riesige bandbreite an kommunikationsmöglichkeiten. jetzt muss nur noch die schreibpädagogik ihren weg finden.

 

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