jugendliche und junge erwachsene werden von der älteren generation gern beschimpft. zur zeit mithilfe der pisa-studien, mit dem vorwurf der verantwortungslosigkeit und der internet-sucht. dabei stellt sich, wenn man genauer hinschaut heraus, dass diese beschimpfung immer schon so war. findet sich zum beispiel in meinem bücherregal das buch „beschäftigungen für die jugend aller stände zur gewöhnung an zweckmäßige thätigkeit zur erheiternden unterhaltung so wie zur anregung des kunst- und gewerbesinnes. – von einer gesellschaft gelehrter und erzieher“.
also gab es auch schon anfang des 19ten jahrhunderts das bestreben, die jugend auf den richtigen weg zu bringen. heute beballert man das volk mit wissens- und literaturkanonaden, nur um zu retten, was so vergänglich scheint. meist hat sich aber genau das erhalten, was schon immer qualität darstellte.
und die jugend heute ist zum beispiel textlich versierter, als es oft erklärt wird. denn sowohl rapper, als auch chatter haben teilweise eine form der verdichteten sprache gefunden, von der sich mancher lang-texter eine scheibe abschneiden könnte.
so scheint es, möchte die schreibpädagogik das kreative potential der gesellschaft nutzen, unumgänglich, sich der jugend zuzuwenden. das gibt es, aber noch zu oft in den schulunterricht eingebunden. wie wäre es, sich vermehrt gedanken zu machen, wie man biografisches und kreatives schreiben für jugendliche anbieten kann? ich gehe davon aus, dass ein interesse bestünde. der unterschied zu den älteren semestern besteht sicher darin, dass die jugend sich viel unverkrampfter, wenn auch nicht zielstrebiger im internet bewegen. hier könnte man schauen, wie sich web-anwendungen und schreibpädagogik miteinander verbinden lassen. ist doch sprache einer der zugänge zum netz. und ob die sprache jetzt cool, rührselig oder schnoddrig ist, ändert nichts daran, dass es sich um sprache und ausdruck handelt.
manche werden sich wundern, dass man mit jugendlichen auch das biografische schreiben praktizieren kann. erinnern sie sich noch, wann sie angefangen haben, tagebuch zu schreiben, wenn sie eins schreiben? erinnern sie sich daran, wann die poesiealben die runde machten (übrigens heißt die virtuelle variante „myspace“)? und wann wollten sie schreiben können wie hermann hesse? na also, auch unsereiner hat seine unbeholfenen anfänge des schreibens oft in der jugend gehabt, wie schön wäre es da gewesen, wenn jemand kreatives oder biografisches schreiben angeboten hätte. gab es noch nicht. versuche, jugendliche dafür zu gewinnen wären es wert.