gestern erschien in der süddeutschen zeitung ein kleiner aber interessanter artikel über äußerungen des bundesverbands der deutschen industrie (bdi) zu den plänen von ard und zdf, ihre mediatheken auszubauen. sz vom 20ten mai, s.17.
bis jetzt habe ich hier zwar so manchen kommentierenden text geschrieben, aber es gibt momente, da kann man seine tastatur nicht mehr halten:
also, der bdi versucht den öffentlich-rechtlichen medienanstalten vorschriften zu machen, was sie wie veröffentlichen sollen. dabei versteigt er sich zu der aussage „die bestehende vielfalt privater angebote erfordert keine zusätzlichen gebührenfinanzierten angebote.“ (zitat in der sz). entschuldigung, aber hat eigentlich mal jemand mich, sowohl als gebührenzahler, denn auch als nutzer gefragt? also die vielfalt privater angebote ist gelinde geschrieben unsäglich, vor allen dingen, was die sender und ihr informationsangebot (besser gesagt „infotainment“) angeht. der bdi bezieht sich zwar erst einmal auf überlegungen, dass keine weitere online-tageszeitung notwendig wäre. doch dann versteigt er sich in die forderung, dass spielfilme nur 24 stunden online zur verfügung stehen sollten, unterhaltungsformate maximal drei tage und bei information und bildung maximal sieben tage.
hier will mich jemand doof machen. was das ergebnis werbefinanzierter nachrichten ist, kann man auf allen privaten sendern sehen. das sind keine nachrichten mehr. auch die sogenannten bildungssendungen oder reportagen erschöpfen sich meist in unerträglicher effekthascherei. schlimm genug, dass die öffentlich-rechtlichen sendeanstalten in manchen programmsparten nachziehen, aber noch schlimmer, das mir diese informationen beschnitten werden sollen. es gibt einen grundgesetzlich verankerten informationsauftrag, der nicht werbefinanziert sein sollte, und der die ganze bevölkerung versorgen soll. und wenn sich die gesellschaft in das internet und web 2.0 verlagert, was der bdi sicherlich nicht schlecht findet, dann sollten auch öffentliche einrichtungen nachziehen. wenn sich diese vorgeschlagenen beschränkungen politiker zu eigen machen, dann fragt man sich, auf welchem informationsniveau sie ihre bevölkerung eigentlich halten wollen. es ist nur zu hoffen, dass man den bdi erst einmal fragt, was er denn für die umfassende bildung der bevölkerung tut und inwieweit er die zur verfügung gestellte arbeitskraft und das auch mit öffentlich-rechtlicher hilfe erlangte wissen angemessen entlohnt.
schön bei der ganzen diskussion ist die tatsache, wie groß die angst vor der konkurrenz, also vor dem verbraucher ist. sollte es doch möglich sein, dass sich qualität durchsetzt?
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