über was darf in schreibgruppen geschrieben werden? über alles! das klingt für viele zu weitgehend. doch es ist in schreibgruppen üblich, nicht den inhalt zu bewerten, sondern, die frage, wie eine geschichte, ein text wirkt. das wird normalerweise beim feedback rückgemeldet. sicherlich kann dabei mancher text die eigenen grenzen und tabus überschreiten. hier kann aber im feedback bemerkt werden, inwieweit zum beispiel die provokation als effekthascherei daher kommt oder eindringlich wirkt und ihre wirkung nicht verfehlt hat.
dabei ist es aber nicht zu leugnen, dass mancher text an die grenzen anderer stoßen kann und sogar verletzen kann. dies darf sicher auch angesprochen werden, doch es muss dabei immer wieder bedacht werden, dass die autorInnen eventuell die ganze begebenheit aus ihrer fantasie geschöpft haben und niemanden verletzen wollten. deshalb steht die schreibende person erst einmal nicht zur debatte.
was unbenommen ist, ist die tatsache, dass man sagen kann, dass man selber dieses thema, das ein tabu berührt, so nicht bearbeitet hätte, da es zum beispiel den tabubruch zu sehr glorifiziert. in diesem moment ist man auch wieder bei der diskussion über die textwirkung. sicherlich ein großer vorteil, da jegliche andere diskussion die schreibenden problematisiert und ein kreativer text meist keine haltung wiedergibt.
und schaut man in die vergangenheit, kann man feststellen, dass die literatur, sogar die groß hofierte weltliteratur von tabubrüchen lebte. schaue man sich shakespears stücke, „die leiden des jungen werther“ von goethe oder „ulysses“ von james joyce an. selbst de sades lebensgeschichte wird verfilmt. oder schaue man sich die kinofilme an. ob jetzt die blockbuster die nur aus mord und totschlag bestehen oder andere filme über die abgründe der menschen. auch hier wird die wirkung und umsetzung diskutiert und sicherlich macht ein schutzalter auch sinn. aber die alleinige darstellung von tabubrüchen, ob nun visuell oder schreibend, bedeutet nicht, dass es sich um schlechte werke handeln muss.
also bieten schreibgruppen auch die möglichkeit, etwas darzustellen, was man sich bis dahin nicht traute zu formulieren. oder eben in die abgründe der menschheit hinabzusteigen, um extreme zu spiegeln. der gesellschaftliche konsens wird dadurch nicht gleich in frage gestellt.