„hallo mama!“
„wie geht es dir?“
„glänzend wie meinem frisch blondierten haar!“
dies ein ausschnitt aus einem aktuellen werbespot im fernsehen. wenn das keine realsatire ist, die im kreativen schreiben ausbaufähig wäre. so könnte die antwort auch lauten „angekratzt wie frisch gecremten aufgerauten hände.“ oder „glänzend wie mein mit den superturbo vierfach Tabs gespültes geschirr.“. ja, es kann einem sogar „abgewrackt wie der tanker bei uns im hafen.“ gehen.
die realsatire ist in vielen momenten der beste lieferant für geschichten. heute in der u-bahn berliner rentnerinnen, aufgehübscht und adrett, wahrscheinlich auf dem weg zum cafe kranzler. eine erzählte im breitesten berlinerisch eine lästerliche geschichte über eine gemeinsame bekannte. und alle drei amüsierten sich wie bolle die ganze strecke lang. unterbrochen immer wieder von einem dezent ausufernden „hihihi“ der zwei zuhörerinnen. was für ein grandioses bild, das in dem musical „linie 1“ mit den wilmersdorfer witwen aufgegriffen wurde. legt man den frauen nun den obigen dialog in den mund, nur mit dem start „hallo linda.“ „wie jeht et dia?“… und schon hätte man eine kleine satire.
es begegnet einem auf der straße so viel amüsantes, dass man es sich sofort notieren sollte. manches ist im hintergrund sicherlich eine traurige angelegenheit, aber im kleinen ausschnitt wirkt es heiter. laufen zum beispiel zwei kleine ungefähr 6-jährigen mädchen an mir vorüber, sagt die eine zur anderen: „ich bin mit einem kaiserschnitt auf die welt gekommen.“ „ich bin mit der saugglocke geholt worden.“ aha!
häufig macht der kontrast den witz aus. kleine mädchen, die sich über saugglocken unterhalten oder feine damen, die mit breitem dialekt lästern. solche dinge lassen sich natürlich wunderbar in schreibaufgaben einbauen. also dialoge, die widersprüchlichkeiten bieten und die schwächen der umwelt oder der gesellschaft offenlegen. bei der satire könnten sich zum beispiel die kleinen mädchen über ihre ersten erfahrungen mit botox unterhalten und sie könnten zu dem schluss kommen, dass die gesetzte spritze sie nicht jünger erscheinen lässt. so können in schreibgruppen immer schrägere widersprüche konstruiert werden, die ab einem bestimmten punkt von der satire abweichen und ins lager der surrealismus abdriften. doch dies tut dem spaß keinen abbruch.