Tagesarchiv: 15. Juli 2008

first monday – ein zeitschriftentipp

first monday“ ist keine normale zeitschrift, sie ist eine internet-zeitschrift. eine zeitschrift, die ausschließlich im web erscheint und sich ausschließlich mit dem web beschäftigt. im gegensatz zum vorherigen post diesmal nicht unter dem politischen blickwinkel, sondern eher unter dem wissenschaftlichen.

die einzelnen ausgaben der zeitschrift enthalten veröffentlichungen aus den verschiedensten forschungsrichtungen. angefangen bei den medienpädagogischen, den kommunikationstheoretischen, den medienphilosophischen bis zur mathematik und informatik. alle artikel können in einer kurzen zusammenfassung oder in voller länge gelesen werden. alles auf englisch, doch darum nicht weniger interessant. nur beinahe zu viel, man braucht zeit, um sich durch die jahrgänge und beiträge zu klicken.

„first monday“ wird ihrem themengebiet gerecht und stellt sich nur online dar. eine gedruckte version gibt es nicht. und alle artikel werden einfach so zur verfügung gestellt. schöne neue welt, wenn sie doch nur immer so wäre, wie hier: http://www.uic.edu/htbin/cgiwrap/bin/ojs/index.php/fm/

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web 2.0 und politik – netzpolitik.org

wieder hat mich ein hinweis einer dozentin erreicht. diesmal auf einen blog, der an vielen stellen erwähnt wird, den ich aber bis jetzt nicht besucht hatte. was für ein glück, dass ich ihn bis jetzt nicht besucht hatte. der blog ist so voller informationen, dass man wahrscheinlich jahre benötigt, bis man sich über seinen inhalt kundig gemacht hat.

dabei ist der inhalt mehr als wichtig. der schwerpunkt liegt bei der frage, wer denn im netz, internet, web 2.0 wie das sagen hat? vor allen dingen datenschutz spielt in dem blog eine große rolle. die tag-wolke ist so groß, dass alle anderen begriffe außer datenschutz kaum zu lesen sind. dazu ist das schriftbild des browsers zu vergrößern, um dann in die weiten der netzpolitik abzutauchen.

doch allein die beiträge und verweise zum datenschutz lohnen einer betrachtung. denn in vielen bereichen ist bis heute nicht geklärt, was mit den gesammelten, zwischengespeicherten und verknüpften daten eigentlich geschieht. es gibt keine eindeutige regelung, außer den versprechungen, dass daten geschützt würden. der blog „netzpolitik.org“ von markus beckedahl und anderen listet all die äußerungen und diskussionen geflissentlich auf. und er bietet nur dadurch auch einen ort der diskussion. denn sie ist zu führen, wird zu wenig geführt und in der zwischenzeit guckt der verbraucher dumm aus der wäsche. als ort des beobachtens all der netzpolitischen bewegungen auch abseits des datenschutzes ein reichhaltiger blog, der sich für freiheit und offenheit im digitalen zeitalter einsetzt, zu finden an dieser stelle: http://netzpolitik.org/ .

suchmaschinen und das wort „schwul“ – ein kommentar zur alltäglichen diskriminierung

suchmaschinen sollen daten suchen. deshalb heißen sie suchmaschinen. was suchmaschinen eigentlich nicht sollen, ist moralische bewertungen vornehmen. doch das tun sie. und der benutzer dieser suchmaschinen fragt sich, wo manches internetangebot hin ist.

also begab ich mich heute für meine masterarbeit in viele suchmaschinen um die platzierung dieses blogs aber auch meiner schreibgruppen für schwule ein wenig zu testen. zu diesem zwecke habe ich einfach die begriffe „schreiben“ und „schwul“ eingegeben. google fand dann direkt an zweiter stelle den beitrag in diesem blog zu dem biografischen schreiben für schwule. hier war also noch alles in ordnung.

doch bei „hotbot“ und „lycos“ suchten die maschinen erst einmal nur den begriff „schreiben“. ich schaute auf meine eingabe im suchfenster und stellte fest, es waren beide begriffe eingetragen. also ging ich zur spezialistensuche und gab an, es sollten beide begriffe im text enthalten sein. schwupp kam ich an zweiter stelle mit meinen schreibgruppen. naiv wie ich bin, dachte ich, die suchmaschinen funktionieren einfach anders, die suchen erst nur einen begriff und gab „schreiben“ und „biografie“ ein. wollte ich doch die probe machen. sofort wurden mir die artikel mit beiden begriffen angezeigt.

das wort „schwul“ steht bei beiden auf dem index. dafür gibt mir eine der suchmaschinen (lycos) noch den hilfreichen hinweis, ich solle doch unter „sex“ suchen. das wollte ich aber gar nicht.

eine stufe schärfer wird es bei der suchmaschine „excite„. wenn ich dort „schreiben“ und „schwul“ eingebe, dann werde ich nach mehrmaligem IP-Adressen-Wechsel in der symbolleiste gefragt, ob ich die seiten für erwachsene (also die adult-content-seite) sehen möchte oder nicht. will ich sie sehen, landet der hinweis auf meine schreibgruppen auf platz eins. jetzt ist die eine schreibgruppe aber vor allen dingen für schwule jugendliche. was soll das???

natürlich bin ich doch nicht so dumm, arbeite ja in einer beratungsstelle für schwule, die sich auch für die emanzipation einsetzt, ich weiß sehr genau, was das soll.

hier werden willentlich informationen vorenthalten, nur weil es in den verklemmten köpfen mancher erwachsener immer noch die vorstellung gibt, dass allein die mentale berührung mit dem wort schwul etwas verwerfliches sein muss. so haben sie eben mal schnell in vorauseilendem gehorsam und in moralischer übergriffigkeit den begriff auf den index gesetzt. in diesem moment sind sie keinen deut besser als die rufer von „schwuler sau“. und sie haben, was noch viel schlimmer ist, keine ahnung von emanzipation. ja, schwul war ein schimpfwort, und es wurde ins gegenteil verwandelt. man bezeichnete sich als homosexueller selbst als schwul, und war stolz darauf. wie sagte der regierende bürgermeister der stadt in der ich lebe? „ich bin schwul und das ist auch gut so!“ man wird ihn in den suchmaschinen nicht finden, wenn man „schwul“ und „bürgermeister“ eingibt, man wird nur lauter bürgermeister finden. 😡

am allerschlimmsten ist die tatsache, dass selbst bei den betreibern von suchmaschinen die meinung vorherrscht, dass wer mit schwul in berührung kommt, anscheinend selber schwul wird, denn sonst müsste man jugendliche nicht davor schützen. und so ist schwul was ansteckendes und schlechtes.

soviel zur freien information im freien internet. 😯

p.s.: gibt man übrigens „schreiben“ und „hetero“ ein, suchen die suchmaschinen wie erwartet. 🙄