suchmaschinen und das wort „schwul“ – ein kommentar zur alltäglichen diskriminierung

suchmaschinen sollen daten suchen. deshalb heißen sie suchmaschinen. was suchmaschinen eigentlich nicht sollen, ist moralische bewertungen vornehmen. doch das tun sie. und der benutzer dieser suchmaschinen fragt sich, wo manches internetangebot hin ist.

also begab ich mich heute für meine masterarbeit in viele suchmaschinen um die platzierung dieses blogs aber auch meiner schreibgruppen für schwule ein wenig zu testen. zu diesem zwecke habe ich einfach die begriffe „schreiben“ und „schwul“ eingegeben. google fand dann direkt an zweiter stelle den beitrag in diesem blog zu dem biografischen schreiben für schwule. hier war also noch alles in ordnung.

doch bei „hotbot“ und „lycos“ suchten die maschinen erst einmal nur den begriff „schreiben“. ich schaute auf meine eingabe im suchfenster und stellte fest, es waren beide begriffe eingetragen. also ging ich zur spezialistensuche und gab an, es sollten beide begriffe im text enthalten sein. schwupp kam ich an zweiter stelle mit meinen schreibgruppen. naiv wie ich bin, dachte ich, die suchmaschinen funktionieren einfach anders, die suchen erst nur einen begriff und gab „schreiben“ und „biografie“ ein. wollte ich doch die probe machen. sofort wurden mir die artikel mit beiden begriffen angezeigt.

das wort „schwul“ steht bei beiden auf dem index. dafür gibt mir eine der suchmaschinen (lycos) noch den hilfreichen hinweis, ich solle doch unter „sex“ suchen. das wollte ich aber gar nicht.

eine stufe schärfer wird es bei der suchmaschine „excite„. wenn ich dort „schreiben“ und „schwul“ eingebe, dann werde ich nach mehrmaligem IP-Adressen-Wechsel in der symbolleiste gefragt, ob ich die seiten für erwachsene (also die adult-content-seite) sehen möchte oder nicht. will ich sie sehen, landet der hinweis auf meine schreibgruppen auf platz eins. jetzt ist die eine schreibgruppe aber vor allen dingen für schwule jugendliche. was soll das???

natürlich bin ich doch nicht so dumm, arbeite ja in einer beratungsstelle für schwule, die sich auch für die emanzipation einsetzt, ich weiß sehr genau, was das soll.

hier werden willentlich informationen vorenthalten, nur weil es in den verklemmten köpfen mancher erwachsener immer noch die vorstellung gibt, dass allein die mentale berührung mit dem wort schwul etwas verwerfliches sein muss. so haben sie eben mal schnell in vorauseilendem gehorsam und in moralischer übergriffigkeit den begriff auf den index gesetzt. in diesem moment sind sie keinen deut besser als die rufer von „schwuler sau“. und sie haben, was noch viel schlimmer ist, keine ahnung von emanzipation. ja, schwul war ein schimpfwort, und es wurde ins gegenteil verwandelt. man bezeichnete sich als homosexueller selbst als schwul, und war stolz darauf. wie sagte der regierende bürgermeister der stadt in der ich lebe? „ich bin schwul und das ist auch gut so!“ man wird ihn in den suchmaschinen nicht finden, wenn man „schwul“ und „bürgermeister“ eingibt, man wird nur lauter bürgermeister finden. 😡

am allerschlimmsten ist die tatsache, dass selbst bei den betreibern von suchmaschinen die meinung vorherrscht, dass wer mit schwul in berührung kommt, anscheinend selber schwul wird, denn sonst müsste man jugendliche nicht davor schützen. und so ist schwul was ansteckendes und schlechtes.

soviel zur freien information im freien internet. 😯

p.s.: gibt man übrigens „schreiben“ und „hetero“ ein, suchen die suchmaschinen wie erwartet. 🙄

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7 Antworten zu “suchmaschinen und das wort „schwul“ – ein kommentar zur alltäglichen diskriminierung

  1. Du solltest unbedingt mal http://www.schwuugle.de probieren.
    Inwiefern es Deine Erwartungen erfüllt musst Du aber selbst testen.
    Der Ansatz ist gut, witzig und hat Potenzial.

  2. sehr schöner hinweis, danke! bleibt aber doch eher witzig, da in der gesellschaft ankommen, heißt, nicht unbedingt auch noch eine eigene suchmaschine zu benötigen neben dem schwulen arzt, dem schwulen anwalt, der schwulen kneipe und den schwulen schreibgruppen 🙂

  3. schon mal die suchmaschinen auf computern in jugendherbergen ausprobiert? als ich letztlich mit einer freundin in einer solchen war, und sie im internet eine spezielle seite mit lesbischer literatur suchte, bekam sie den warnhinweis „jugendgefährdend“ für ihren suchbegriff „lesbisch“ direkt zurückgemeldet. ich probier bei gelegenheit mal „schwul“ aus.
    sie hat eine anfrage an das deutsche jugendherbergswerk schicken wollen – ich frag‘ sie bei gelegenheit mal nach dem ergebnis.

  4. tja, irgendwie funktioniert das mit dem antidiskriminierungsgesetz noch nicht so richtig. denn nur einmal angenommen ein jugendlicher erkennt für sich, dass er schwul ist. er geht in eine jugendherberge und sucht in der nächsten stadt schwule jugendgruppen oder treffpunkte. schon bekommt er das gefühl vermittelt, er mache in diesem moment etwas halblegales oder moralisch verwerfliches. ganz tolle situation in einem oft selbstunsicheren moment. es wird weiterhin von vielen seiten alles getan, um homosexualität zu keiner normalität werden zu lassen. wahrscheinlich gefährdet das die jugend viel mehr 😡 . das ergebnis würde mich auch interessieren.

  5. Das es immer noch Diskriminierung gen Schwule gibt
    das kann ich verstehen weil die machen das selber

    • was machen „die“ selber? diskriminieren? ja, ein teil der schwulen macht das auch. und doch gibt es keine berechtigung, einem menschen nur aufgrund einer anderen sexuellen orientierung die gleichen rechte vorzuenthalten.
      und sicherlich gibt es schwule, die aufgrund ihrer erfahrungen, die sie gemacht haben, nicht mehr viel mit heterosexuellen zu tun haben wollen. ich kann das nachvollziehen, auch wenn ich es nicht teile.

  6. Der anspruchsvolle schwule Bürger vermag mit alle dem in der Regel seinen Umgang zu finden bzw. zwingt ihn das Leben, wie jeden anderen auch, für etwaige frustrierende Problemstellungen Lösungskompetenzen zu bilden.

    http://schwulescheisse.wordpress.com/

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