vor jahrzehnte wurden menschen mit einer lese- und rechtschreibschwäche gern in den schuldiktaten abgekanzelt, für dumm verkauft und aus dem bildungssystem geschmissen. das hat sich heute zum glück ein wenig geändert. in etlichen bundesländern wird anerkannt, dass es diese schwäche gibt, und rechtschreibung geht nicht in die noten ein.
doch es ist immer noch ein schweres, wo in vielen zusammenhängen fehlerfreiheit eines der höchsten güter ist. soll heißen, viele legasthenikerInnen sind so frustriert, dass sie nur noch ungern schreiben und versuchen, das schreiben so gut es nur geht zu vermeiden. um diesen punkt nicht zu erreichen oder zu überwinden fallen auf anhieb zwei möglichkeiten ein. die eine besteht in den rechtschreibkorrektur-programmen der computer. sie helfen inzwischen manchen legasthenikern über die runden.
die andere könnte im kreativen schreiben bestehen. denn erst einmal kommt es nicht auf die richtige rechtschreibung bei der erstellung kreativer texte an. der schwerpunkt liegt auf dem inhalt, der von den schreibenden selber vorgetragen wird. es geht darum, mit sprache schreibend zu spielen, assoziationen herzustellen und aus ihnen geschichten entstehen zu lassen. solang man mit einer lese- und rechtschreibschwäche seinen eigenen text versteht, steht einer teilnahme nichts im wege. und selbst wenn das vorlesen ein wenig holprig daher kommt, kann man sich damit trösten, dass dies den meisten teilnehmerInnen einer schreibgruppe erst einmal so geht.
in der nachbearbeitung der texte kann dann die fehlerkorrektur durch den computer oder von guten freunden vorgenommen werden, vielleicht hilft auch der duden. aber neben dem gefühl, sich endlich mal wieder recht erfolgreich schriftlich auszudrücken, denn wie schon geschrieben, legastheniker sind nicht dumm, sondern leiden unter einer störung (wer ist überhaupt dumm?). also neben dem positiven gefühl, kann das überarbeiten der eigenen texte gleich mit einem lernprozess von weiteren wörtern, legasthenikerInnen müssen häufig den wortschatz noch einmal von anfang an lernen, einhergehen. hilfreich scheint mir zusätzlich die entspannte atmosphäre in schreibgruppen, die keinen lernzwang vermittelt.