die übergänge sind fließend zwischen dem kreativen ausdruck beim schreiben und den psychologischen effekten. alle überlegungen, sich dem kreativen schreiben zuzuwenden, beinhalten den gedanken, sich schriftlich ausdrücken zu wollen. ein ausdruck ist immer etwas subjektives und persönliches. so kann das tagebuchschreiben eben den effekt haben, sich seiner situation bewusster zu werden oder überhaupt einmal, den ballast, der einen beschäftigt, los zu werden.
auf der anderen seite geht es aber bei der schreibtherapie um mehr. hier werden schriftlich lösungsmöglichkeiten für probleme gesucht, die unbewältigbar erscheinen. dabei ist dies nie ein alleiniges schreiben, sondern immer in zusammenarbeit mit therapeutInnen. und doch werden auch in diesem zusammenhang schreibtechniken und schreibanregungen aus der schreibpädagogik angewendet. legt die schreibpädagogik ihren schwerpunkt, auf die erlangung der kompetenz für sich selbst texte zu verfassen und diese vielleicht zu veröffentlichen, will die schreibtherapie eher das schreiben als werkzeug benutzen, um worte für die eigenen situation zu finden.
hier zeigt sich, dass die unterschiede nicht groß sind, doch das wichtigste ist, dass in der therapie änderungen mitgedacht sind. in der schreibpädagogik kann es bei einer situationsbeschreibung bleiben. der vorteil des schriftlichen gegenüber dem mündlichen ausdruck wurde hier schon öfter beleuchtet. gerade das biografische schreiben ähnelt der schreibtherapie, da dort auch durch das schreiben versucht wird, erinnerungen wachzurufen.
gerade im psychotherapeutischen zusammenhang ist solch eine herangehensweise nicht ohne angemessene begleitung vorstellbar. und auch in schreibgruppe des biografischen schreibens, sollten zumindest die leiterInnen eine ahnung davon haben, wohin man jemanden verweisen kann, wenn er aufgrund seiner schriftlichen entdeckungen in eine krise gerät. schreibgruppen versuchen sich immer vom therapeutischen vorgehen abzugrenzen, doch die intensive beschäftigung mit den eigenen ideen und gedanken, kann eine psychologisierung nicht immer verhindern. hier ist dann eine gruppenentscheidung gefragt, wie weit es gehen darf. und selbstverständlich ist sowieso, dass nichts aus der gruppe nach außen getragen wird. denn der kampf gegen den inneren zensor kann schleusen öffnen. was nicht heißt, dass sich hinter jedem leben gleich etwas dramatisches versteckt.