Tagesarchiv: 14. August 2008

ab morgen neue rubrik – „wortklauberei“

es gibt tolle wörter in der deutschen sprache, die ganz selbstverständlich für bestimmte dinge oder verhaltensweisen verwendet werden. und doch könnte man sie auch anders verstehen. sie zu sezieren, macht manchmal spaß. darum möchte ich mir ab morgen in unregelmäßigen abständen worte vornehmen, um sie nach ihrem gehalt zu betrachten.

doch weshalb dies einen tag vorher ankündigen? habe ich doch bei anderen rubriken auch nicht gemacht. da gleich vorgebaut sei. es handelt sich bei der rubrik  nicht um eine germanistische, wortentstehungsgeschichtliche herangehensweise, sondern um eine ganz subjektive, selbstanimierende. sie ist der gegenpol zum wortwendungsranking, das sich auf neologismen stürzt und nach deren sinnhaftigkeit fragt. die „wortklauberei“ sollen dazu einladen, mitzumachen. zugesandte ideen und andere subjektive eindrücke von worten oder begriffen werden gern hier veröffentlicht. können aber auch in den kommentarkasten gesetzt werden. je nach belieben. denn das umdrehen und sezieren von worten bietet immer die möglichkeit, neue zu entdecken oder sie leichter zweckentfremdet zu verwenden. wer mitmachen möchte, sende seine / ihre „wortklauberei“ an diese mailadresse.

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kreatives schreiben und wortschöpfungen

das kreative schreiben spielt mit worten, teilweise auch mit lauten und stellt dabei nicht selten die ernsthaftigkeit der sprache in frage. so kann es während des schreibens dazu kommen, das worte geschöpft werden, die es im deutschen gar nicht gibt. da man sich aber nicht in einem germanistischen seminar befindet und auch nicht sprachwissenschaftlich tätig ist, darf dies geschehen.

sicherlich macht es sinn, einen möglichst fehlerfreien text am ende produziert zu haben. das ist schon deshalb hilfreich, da man nicht ins stocken gerät, wenn man ihn irgendwo vorträgt. aber auf der anderen seite, darf zum beispiel der begriff „gelbes federvieh“ für einen kanarienvogel im text auftauchen. dabei handelt es sich eigentlich noch um keine wortschöpfung, sondern um eine ungewöhnliche wortkombination. diese können einen sachverhalt, eine begebenheit teilweise leichter und schneller darstellen, als ein erklärender satz. so zeigt „gelbes federvieh“ eventuell auf, dass ein sehr distanziertes verhältnis zu diesem haustier besteht.

aber es kann noch weitergehen, in der lyrik häufiger als in prosa, wenn ganz eigenständige wörter geschöpft werden. wenn der knöterich „gartenzäunend“ um das rasengrundstück rankt, dann können sich leserInnen eventuell vorstellen, dass der knöterich eine gartenzaunartige funktion übernehmen könnte. oder dass er sich so verknotet, wie ein jägerzaun. das ist erlaubt, führt aber nicht immer dazu, dass der begriff so verstanden wird, wie er gemeint ist. doch es gehört zum kreativen schreiben, oder zum literarischen schreiben an sich, dass die intentionen des autors selten vollständig von leserInnen erfasst werden können. was aber den texten keinen abbruch tun muss.

wortschöpfungen können erst einmal eine anregung beim schreiben darstellen. was könnte eine „rasenverzweigung“, ein „müllherz“ oder eine „giraffenhose“ sein? hier lässt sich hemmungslos assoziieren und beschreiben.  und es lassen sich umstände ganz anders erfassen, als es vorher möglich war. und wenn der linientreue text sich verstandeskurbelnd in der hirnschale eingräbt, kann der abschnittsschluss wortgewaltig geraten.

blog zu hiv

es gibt den versuch eine infektion mit hiv in einem blog zu protokollieren. ein sicherlich nicht ganz einfaches unterfangen, da sich die beschäftigung mit erkrankungen oder infektionen im internet immer im laufe der zeit etwas recht persönliches bekommt.

dabei kann sich aber noch eine ganz andere schwierigkeit ergeben. man wird immer wieder an den körperlichen zustand erinnert, auch wenn sich gerade einmal die situation stabilisiert hat und bei hiv die viruslast unter die nachweisgrenze gefallen ist. aus der tätigkeit in einer beratungsstelle zu hiv ist mir die aussage positiver bekannt, dass sie eigentlich ein ganz normales leben führen könnten, wenn sie die medikamenten-einnahme in der kombinationstherapie nicht jeden tag daran erinnern würde, dass da etwas sei.

auf der anderen seite ist dies aber bei blutdrucksenkenden mitteln auch nichts anderes. hier spielt sicherlich bei hiv noch mit, dass das unangenehme eigentlich an der übertragungsmöglichkeit durch sex liegt. also die koppelung von etwas sehr angenehmem mit unangenehmem. um so mutiger und aufklärerischer ist es, eine eigene hiv-infektion im internet darzustellen. ist diese infektion doch auch immer noch stigmatisiert. zu finden ist der blog unter: http://posithiv.wordpress.com/