Tagesarchiv: 23. August 2008

biografisches schreiben und arbeitsverhältnisse

die eigene lebensgeschichte ist natürlich auch von der arbeit, die man im laufe seines lebens absolviert beeinflusst. dabei ist es nicht ganz unwichtig, wie man seine arbeitsituation erlebt. kann man eine recht selbstbestimmte arbeit aufnehmen, die einen finanziell gut versorgt und die einem spaß macht. oder ist man zum beispiel gezwungen eine arbeit zu wählen, die einem nicht viel entscheidungsfreiheiten lässt, die eventuell schlecht entlohnt ist und die man nicht machen wollte.

so macht es sinn bei der eigenen biografie einen ausführlichen blick auf die eigene existenzsicherung zu werfen. was war möglich, wo habe ich versucht meine situation zu verbessern. was gebärdete sich schwierig und in welcher situation habe ich keinen fuß auf den boden bekommen. vielleicht muss im vorfeld erst einmal die frage gestellt werden, welche bedeutung arbeit für mich überhaupt hat. ist es wirklich langweilig, wenn man mehr wie 6 wochen urlaub im jahr nehmen kann? wie sieht es mit auszeiten aus? einen großen teil unserer lebenszeit verbringen wir ja mit arbeiten. und teile der arbeit bestimmen oft genug auch noch unsere freizeit. wie habe ich diese verschiedenen welten unter einen hut gebracht. habe ich mich für die verbesserung meiner arbeitssituation engagiert? gab es keinen anlass dazu? welche chancen hatte ich überhaupt? und inwieweit erachtete ich diese lebensform als notwendig.

auch hier zeigt sich wieder, welchen einfluss solche umstände auf meine leben spielten. daneben kann die offenlegung der eigenen arbeitsverhältnisse eine anregung für andere menschen sein, die meine biografie lesen. dabei kann es auch interessant sein, wieweit meine auffassung von arbeit, mir beigebracht wurde und ich erst später verstand, dass dies gar nicht meine auffassung ist.

wie gravierend war der druck zur existenzsicherung, der es mir erschwerte freie entscheidungen zu treffen? trug ich die verantwortung für viele andere menschen und wurde ich dieser auch gerecht? bevor man sich den eigenen arbeitsverhältnissen zuwendet, kann man sich etliche fragenkataloge zusammenstellen.

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schreibpädagogik und aufgabenverweigerung

in schreibgruppen kann es vorkommen, dass teilnehmerInnen bei einzelnen schreibaufgaben aussteigen und diese nicht mitmachen wollen. das ist ihr gutes recht. normalerweise wird am anfang einer schreibpädagogischen veranstaltung sowieso eingeräumt, dass immer bei einzelnen fragestellung teilnehmerInnen für sich entscheiden können, diese nicht mitzumachen.

und doch kommt es bei solchen begebenheiten nicht selten vor, dass sich die schreibgruppenleiterInnen angegriffen fühlen. so gibt es versuche brücken zu bauen oder zu überreden, die aufgabe doch einmal zu versuchen. das kann kontraproduktiv sein, erinnert es doch sehr an schulsituationen, in denen viele oft genug zu lernprozessen angehalten wurden, deren sinnhaftigkeit sich ihnen nie erschlossen hat. es kann nicht nur negatives feedback einen dazu bringen, manche dinge nicht mehr zu machen auch die überredung zu dingen, zu denen man eine ablehnende position hatte, kann einem den spaß verderben. bleibt doch das gefühl haften, beim besuch der schreibgruppe mitmachen zu müssen.

schreibgruppenleiterInnen müssen sich selber vorher bewusst machen, dass eine einzelne nichtteilnahme an schreibaufgaben, keine kritik an ihnen ist. und selbst wenn dies von einzelnen teilnehmerInnen so formuliert wird, dass nämlich die aufgabe „doof“ wäre, macht es immer noch sinn, auch die anderen teilnehmerInnen zu fragen, ob sie dies auch finden. nur wenn der großteil der gruppe formuliert, dass ihnen die aufgabe nicht gefällt, dann sollte man kurzfristig sein konzept ändern. dass aber einzelne teilnehmerInnen für sich erkennen diese oder jene aufgabe würde ihnen nicht gut tun, ist eher ein positives zeichen, da die selbstbestimmtheit der teilnehmerInnen in der gruppe platz hat. die aufgabenverweigerung muss normalerweise nicht begründet und nicht offengelegt werden. schon das reden darüber kann teilnehmerInnen extrem unter druck setzen, vor allen dingen bei biografischem schreiben aber auch bei manchen themen im kreativen schreiben. schreibgruppenleiterInnen können meiner ansicht nach einzig eines machen, sie können nachfragen, ob eine alternative schreibaufgabe gewünscht ist. kommt auch dann ein „nein“, ist dies auszuhalten. denn meist finden die gruppen mit erwachsenen menschen statt, die für sich selbst verantwortlich sind, und ihre grenzen oft gut selber einschätzen können. und solange keine schreibblockade formuliert wird, zu deren überwindung anregungen gegeben werden können, nimmt jemand einfach an einer aufgabe nicht teil.