Tagesarchiv: 30. August 2008

kreatives schreiben und die internationale funkausstellung in berlin

kreative schreiberInnen suchen ja immer nach schreibanlässen. hier ist einer: begib dich auf die ifa, setz dich in den sommergarten und dann gehe davon aus, dass es sich bei den veranstaltungen um keine satire handelt. das ist so gemeint, wie es da aufgeführt wird. ehrlich geschrieben, ich war noch nicht da, aber das was im tv davon übrig bleibt scheint die andere seite berlins widerzuspiegeln. die preussische piefigkeit.

abseits davon bietet eine funkausstellung nicht allzuviele schreibanlässe, die sich sehr von einer anderen messe unterscheiden würden. aber das kreative schreiben wartet nicht nur auf anlässe. es benötigt ein angemessenes ambiente. und hier ist ab diesem jahr auf der ifa das paradies für alle schreiberInnen ausgebrochen. denn es werden zum ersten mal küchenmaschinen ausgestellt. was das mit funk zu tun hat, sei dahin gestellt, wahrscheinlich die tatsache, dass sie inzwischen über wlan oder so gesteuert werden können.

aber mein augenmerk fällt dabei auf anderes. zuerst einmal die kaffeemaschine. nenne ich doch schon eine mein eigen, die dann startet, wenn die eingestellte uhrzeit erreicht ist. oder der kühlschrank der sich per internet selbst auffüllen soll, zumindest die bestellung aufgibt. und diverse andere produkte, die sozusagen selbstständig für die befriedigung der sinnlich-vitalen bedürfnisse wie essen und trinken sorgen. und es somit den schreibenden ermöglichen, die wohnung kaum mehr verlassen zu müssen und solche lästigen dinge wie kochen erledigen zu müssen. wer einen kleinen pc im kühlschrank integriert hat, der kann während er nachts noch einmal aufsteht und zu den fressalien schleicht, gleich während der unterkühlten völlerei ein traumtagebuch führen. vielleicht gibt es den kühlschrank auch schon mit drucker, und am nächsten morgen liegen die bulimischen texte gedruckt vor. mehr infos zur ifa sind hier zu finden: http://www.ifa-berlin.de

wen das alles nicht interessiert, da profane technik und den intellekt unterfordernd, der kann heute noch zur „langen-nacht-der-museen“ gehen. dazu gibt es hier aber keinen link, denn wer noch lange sucht wo er hinwill, der wird in einer oder zwei stunden das ende einer menschenschlange bilden, die es in der langen nacht gerade einmal schafft ein museum zu besuchen. das wetter ist so, dass die massen mehr zeit draußen verbringen können (und auch müssen) als in den museen selber. und ob dann die ausstellungsstücke gesehen werden können bleibt fraglich.

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wortklauberei (4)

„zeitnah“

dieses kurze aber momentan im trend liegende wort habe ich schon im letzten „wortwendungs-ranking“ aufgeführt gehabt. doch es begegnet einem immer wieder. und jedesmal frage ich mich, was möchten mir die autorInnen damit sagen? was ist „zeitnah“.

zeit an sich ist ein gesellschaftliches konstrukt. die zeit gibt es gar nicht, wenn der mensch sie nicht erfunden und als maßstab eingeführt hätte. es gibt rhythmen, wie tag und nacht oder jahreszeiten. und es gibt zeitabstände, die gemessen werden können, eben, nachdem man eine einheit festgelegt hat. doch nach dieser festlegung herrscht immer zeit. so haben wir jetzt zum beispiel samstag, den 30ten august 2008 gegen 15.45 uhr. und wir haben wörter, die uns den zeitabstand klar benennen, wie zum beispiel „morgen“, „in einer stunde“ oder „in einem jahr“. wir haben auch begriffe, die uns eine zeitliche andeutung machen, wie zum beispiel „später“, „sofort“ oder eben „bald“.

aber irgendjemand ist auf die idee gekommen, erst eine zeit zu setzen, die im unklaren bleibt und dann ihre nähe zu suchen. also eigentlich ein ausdruck, der noch unklarer ist, als „bald“, eher so etwas wie „eventuell“. wenn also eine aufgabe „zeitnah“ erledigt wird, ist es angebracht nachzufragen, um welche zeit es sich denn handelt? und was würde der begriff „zeitfern“ bedeuten. wenn ich also als zeit „ein jahr“ ins auge fasse, dann könnte „zeitfern“ bedeuten, dass morgen schon etwas passiert. die begriffe „nah“ und „fern“ sind normalerweise an orte gebunden. doch zeitorte zu benennen bleibt ein schwieriges unterfangen, da sich zeit nicht unbedingt verorten lässt. nur in geschwindigkeiten ist die bewegung von ort zu ort in einer bestimmten zeit gefasst. bekommt die zeit einen eigenen ort, dann sind dies wohl die längen- und breitengrade. dies müsste aber „zeitzonennah“ heißen, ergibt aber eigentlich keinen sinn.

also bleibt zeitnah ein sinnloses füllwörtchen hübsch klingt aber genauso blödsinnig ist, wie wenn das wasser „temperaturnah“ kocht oder das auto „geschwindigkeitsnah“ beschleunigt. so kann man sich auch näher kommen 😀