geschichten leben meist davon, dass sie nicht geradlinig verlaufen. schon im titel ist es möglich, die leserInnen neugierig auf das geschriebene zu machen. so hätte ich hier den titel „kreatives schreiben und fusspilz“ wählen können. da sich niemand darunter etwas vorstellen kann, wäre der text sicherlich angelesen worden. deshalb lohnen sich beim kreativen schreiben übungen in den schreibgruppen, die erst einmal absurde situationen entstehen lassen und die vor allen dingen mit brüchen arbeiten.
denn eine geschichte, die nach dem prinzip „und dann…“ funktionieren werden von leserInnen selten interessant empfunden. doch wie sollte ein bruch aussehen? es kann sich durch kleine andeutungen bis zum ende der geschichte eine spannung aufbauen, die die leserInnen vermuten lässt, da kommt noch eine wende. wenn die wende dann noch in eine andere richtung verläuft als erwartet, hat man einen überraschungseffekt passend eingesetzt.
ich kann aber auch in einer ganz „normalen“ geschichte plötzlich einen gegenstand sprechen lassen. oder die gedanken einer der protagonisten drehen durch und schweifen in eine richtung ab, die nicht erwartet werden konnte. überraschungseffekte entstehen immer dann, wenn die erwartungen der leserInnen nicht erfüllt werden. es ist manchmal schwer vorherzusagen, wie denn die erwartungen aussehen. und es macht sicherlich keinen sinn, eine geschichte mit ständigen effekten zu überfrachten. generell geht es beim kreativen schreiben ja erst einmal darum eine geschichte zu verfassen, die durch diverse assoziationen entsteht. um abwegiges schreiben zu können, muss der innere zensor in seine schranken verwiesen werden. erst dann wird es möglich sein, sehr abwegige assoziationen zuzulassen. die scheinen aber notwendig um eine pure realitätswiedergabe zu überschreiten. und es scheint notwendig, wenn die entscheidung gefallen ist, den üblichen pfad zu verlassen, ihn auch richtig zu verlassen. sind die schreiberInnen zu zögerlich, dann wirkt der text eher lächerlich als überraschend. also überraschen sie sich selbst in den schreibgruppen und geben sie dem „fußpilz“ mehr bedeutung in ihren geschichten 😉
Gibt es dafür ein „Rezept“ oder eine „Anleitung“? Mir fällt es sehr schwer in meine Texte einen „Fußpilz“ einzubauen, ihn erst einmal zu finden. Dieses „Um-die-Ecke-Denken“ stellt da schon ein Problem, eine Herausforderung dar. Wenn man nicht weiß, nach was man sucht, oder noch nicht einmal, dass man nach etwas suchen sollte, dann macht das die Sache schon sehr schwer. Und dann sollte man ja auch noch einen passenden Zeitpunkt für den „Fußpilz“ finden.
Liebe Grüße,
stricksogge
der passende zeitpunkt für den „fusspilz“ ist der moment, wenn man im hallenbad auf die kachel tritt und ihn sich einfängt 😡 spaß beiseite, es gibt nicht wirklich ein rezept. erst einmal sollte man sich erlauben, blödsinn schreiben zu dürfen. dinge, die überhaupt nicht logisch sind. und dann kann man sich vielleicht ein wenig an der werbung orientieren. vielleicht kennst du die tv-werbung von vw, wo ein mann füttert und dann das bild in der totalen gezeigt wird und er an der tankstelle steht. so könnte man erst einmal einen dialog schreiben und dann beschreiben, wie sich jemand im hallenbad mit dem fusspilz auf der kachel unterhält, das erfahren die leserInnen aber vorher nicht. es klingt erst wie ein normales gespräch. ob das alles funktioniert kann man am besten feststellen, indem man den text anderen vorliest. die sollten einem ehrlich sagen, was sie davon halten. aber das wichtigste bleibt es, dass man überall unpassendes dazudenkt. also zum beispiel während man sich mit dem fusspilz unterhält eine große pomme-frites plötzlich an einem vorbeiläuft. die passt da nicht hin, taucht aber auf, die kann nicht laufen, läuft da aber, die ist nicht so groß, doch in der geschichte ist sie es. viel erfolg beim suchen des fusspilzes,
gruß christof
Ein Rezept könnte es geben, wenn man den Begriff „Fusspilz“ als Phänomen betrachtet und ihn von sich aus, sich zeigen lässt. Wie ist das gemeint:
Das Wort „Fusspilz“ besteht ja aus „Fuss“ und „Pilz“. Was verbinden wir mit dem Fuss, was kann er alles, wofür brauchen wir ihn, welche Probleme könnte ein Fuss haben etc.? Und dann wäre da noch der Pilz: wo wächst er, welches Klima braucht er zum Wachsen, was kann man aus ihm machen, welche Findephilosophie steht hinter dem Pilzesammeln etc.
Diese ganzen Antworten auf das „Kreative Schreiben“ übertragen kann eine super Story geben, denn was haben der Fusspilz und das Kreative Schreiben gemeinsam? Wenn die oben genannten Fragen auf das Schreiben (als Fuss) und die Kreativität (als Pilz) übertragen werden, dann wäre es ganz kurz gefasst so:
Um weiter voran zu kommen und Spuren zu hinterlassen ist das Schreiben eine Möglichkeit sich weiter zu entwickeln. Nur leider wird man vom vielen Schreiben oft müde und verspürt das dringende Bedürfnis einfach mal nur die Füße hoch zu legen. Würde da nicht die Kreativität ständig wie Pilze aus der Erde schießen, gefolgt von dem Geheimnis, wo die besten Pilze wachsen – dass darf man auf keinen Fall verraten! Denn womöglich findet einer vor mir diese herrlichen Pilze, die ein leckeres Ragout werden könnten, so wie die das zerhäckselte Papier eines öden Textes – dann doch lieber Fusspilz! 🙂
ooohps, ich stellte mir gerade vor, wie die pilze aus den hochgelegten füßen wachsen, ist ja „fusspilz“, und man anschließend ein leckeres ragout daraus macht. hübsch metaphorisch. wenn ich nur gewusst hätte, was ich mit dieser schwimmbad-krankheit alles ausgelöst habe 😳
Ein Netter Beitrag. Mir hat bei der Hautpilz bzw. Nagelpilz Canesten geholfen. CU.
jetzt gibt es auch noch rezepte, wie man den fusspilz wieder wegbekommt, dabei sollte er doch gerade über den weg laufen, also überraschen. nun, warum soll nicht ein medikament überraschen, nur wo taucht es im text auf? 😮
So, jetzt wird auch noch ein Medikament in dem Text verlangt. Kein Problem. Dafür habe ich doch meinen Schreibarzt. Am Besten begeben wir uns auf dem schnellsten Weg zu einem Schreibberater bzw. Schreibberaterin. Hier werden uns Anregungen und kreative Techniken (Medikamente) angeboten, die uns beim allzu schnellen Pilzewachsen Trittsicherheit geben und von der schreibblockierenden Stresslaune, jemand könnte unsere Pilze (Ideen) vor uns finden, ablenken. Außerdem werden wir durch die Schreibberatung erleichtert mit einem Korb voll Pilze (Techniken) von dannen gehen und uns auf den nächsten Spätsommer bzw. Herbst freuen, weil nach jeder Blockade der Dreh zum Schreibfluß wie eine Befreiung ist, da es so einfach sein kann. Schön wäre dann nur noch, wenn die Schreibberatung keinen Pfifferling kosten würde 🙂