der nächste schritt, nachdem die ersten eigenen texte entstanden sind, besteht darin, sie zumindest in der schreibgruppe oder -werkstatt vorzulesen. für viele besteht erst einmal eine große hemmung, die eigenen texte anderen vorzustellen und der kritik auszusetzen. man hat eine menge eigene gedanken in den text einfließen lassen und was passiert, wenn diesen viele andere doof finden. dieser gedanke kann sehr bestimmend werden, was gern zu relativierenden statements führt, bevor der text vorgelesen wird.
„ich weiß nicht, aber ich bin nicht ganz zufrieden mit dem text.“ “ ich habe das mal schnell so runtergeschrieben.“ “ der text ist noch nicht überarbeitet.“ „am schluss fand ich meine idee selber nicht mehr so gut, aber dann hatte ich keine zeit mehr, eine neue geschichte anzufangen.“ so oder ähnlich klingen dann manche statements. sie sollen einen selbstschutz vor heftiger kritik bieten. abgesehen, dass dies meist nicht funktioniert, wenn wirklich kritik geübt wird, kann die reaktion der zuhörend oft auch eine ganz andere sein. leider hinterlassen die vorformulierungen immer einen beigeschmack von „fishing for compliments“, zwingen sie doch oft genug die anwesenden zu der bemerkung: „dafür ist der text aber ganz gut geworden.“
sinnvoller scheint es, einfach ins kalte wasser zu springen. es kann davon ausgegangen werden, dass alle anderen teilnehmerInnen von schreibgruppen zum beispiel die gleiche zweifel plagen, bevor sie ihre texte vortragen. um die sicherheit beim vortragen ein wenig zu erhöhen, macht es sinn, wenn die zeit dafür vorhanden ist, sich selbst den text mehrmals laut vorzulesen. gute freundInnen oder beziehungspartnerInnen sind auch immer wieder gern bereit dazu, die ersten zuhörerInnen zu sein. auch hier geht es erst einmal nicht um eine bewertung des textes, sondern um die frage, ob das vorlesen relativ flüssig klappt und ob die stimme eine gewisse lautstärke bietet. nichts ist schwieriger zu verstehen, als ein hingehauchter text. um diesen unsicherheitsfaktor zu umgehen, hilft der vormalige vortrag. denn alle sind vorher schon genug aufgeregt, bevor sie in größerer runde ihre texte vortragen, da sollte nicht auch noch die stimme zu schaffen machen.
begibt man sich mit seinen texten an die öffentlichkeit, eine schreibgruppe ist ja auch noch ein geschützter raum, dann kommt so etwas wie lampenfieber auf. dies zu bekämpfen scheitert meist. wahrscheinlich macht einzig der gedanke sinn, dass man den vortrag das letzte mal auch überlebt hat. aber irgendwann muss der sprung ins kalte wasser irgendwann einmal erfolgen. also, lest euch frei 😛
übrigens ist es hilfreich den text in großer schrift auszudrucken, damit man sich beim vorlesen nicht verhaspelt und in der zeile verrutscht. und die lesebrille nicht vergessen 😮