Tagesarchiv: 21. Oktober 2008

wortklauberei (11)

„finanzmarktstabilisierungsanstalt“

wenn menschen nicht mehr weiter wissen, dann gründen sie anstalten, damit niemand mehr anstalten macht, sich daneben zu benehmen. so wurden irrenanstalten, haftanstalten, behindertenanstalten oder lehranstalten gegründet. anstalten sind in keinem guten ruf und wie foucault zeigte basieren sie gern auf ausgeklügelten kontroll- und machtmechanismen. bei anstalten denkt man an backsteingebäude, die ende vorletztes jahrhundert oder anfang letztes jahrhundert gebaut wurden.

und da die banken den bevölkerung auf den nasen rumtanzten, meint der staat, sie jetzt in anstalten stecken zu müssen. denn ihr verhalten soll korrigiert werden, fragt sich nur, wer der wärter wird in der finanzmarktstabilisierungsanstalt. sie existiert seit gestern und verwaltet eine halbe billion unterstützung für die zöglinge. welche lehranstalt träumte nicht von solchen summen. nur einen markt in eine umerziehungs- oder stabilisierungsanstalt zu stecken geht einfach nicht. da würde sich eher eine regulierungsbehörde anbieten, denn eine anstalt, die etwas virtuelles stabilisieren soll, einen markt. wie das dann aussieht kann kein mensch sagen. wann ist ein markt stabil? wenn er fleißig handelt. das tut der markt zur zeit, wenn auch nicht so, wie mancher mensch sich das vorstellt. also eigentlich ist der markt stabil in die verluste gerutscht. unter stabilisierung versteht die regierung also ein anwachsendes ergebnis, einen aufwärtstrend. soll heißen, die aktienkurse konsequent steigen zu lassen, ein traum, der schon immer geträumt wurde. oder soll die anstalt das vertrauen der banken untereinander stabilisieren? was stabilisiert vertrauen. das wissen wir aus jeder beziehung: ehrlichkeit, authentizität und zuverlässigkeit. na dann handelt es sich bei der finanzmarktstabilisierungsanstalt um ein großes psychologisches projekt für eine halbe billion. wow, also doch eine überdimensionale irrenanstalt für ökonomen 😛

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wortklauberei (10)

„garnier-koffein-augen-roll-on“

neue produkte benötigen neue namen. deswegen werden aus reinigungsmitteln „tabs“, die dann „ultra“ oder „turbo“ reinigen. und so tauchen immer neue formen auf, wie perlen, sticks, tücher und letztendlich füllbare kugeln. es war schon alles da.

doch jetzt kommt wieder was ganz neues, das „augen-roll-on„. nein, nein, nicht das „augenrollen“, das ist alltäglich und wird bevorzugt in schulen und seminaren praktiziert. doch was sollte garnier-koffein-augenrollen sein. morgens zu viel kaffee getrunken und ab der vierten tasse fängt das augenrollen an. der herzschlag hat sich erhöht, der blutdruck ist gestiegen und die gerbstoffe heizen die magensäure an. ab diesem moment setzt das koffein-augenrollen ein, der blick geht gen himmel und es dauert nicht mehr lang, bis sie platt auf dem boden liegen.

doch das ist damit nicht gemeint, obwohl die übersetzung des „roll-on“ es zuließe, heißt es doch „weiterrollen“. also rollen sie die augen weiter und ziehen die stirn kraus ob der frage, was der produzent damit wohl meint. vielleicht soll auch die müdigkeit „verfliegen“, oder es geht um die schlafbrillen, die eine anleihe beim „elastikschlüpfer“, der auch roll-on heißt, nehmen. aber auch das meint garnier anscheinend nicht. sie orientieren sich am „deo-roll-on“, der mit einer kugel im kopf das deo gleichmäßig feucht unter den achseln verteilt.

so soll anscheinend der garnier-koffein-augen-roll-on ihren morgenkaffee gleichmäßig unter den augen (nicht in den augen) verteilen, damit auch ihr blick einen aufgeweckten eindruck hinterlässt. ich würde dann doch den augen-erfrischungs-stift bevorzugen, bevor man sich koffein unter die achseln schmiert oder den kaffeefilter auf die augen legt, müsste die gleiche wirkung haben. hauptsache das augenrollen hört auf und die krähenfüße verschwinden. 🙄