Tagesarchiv: 15. November 2008

tagebuch schreiben und die kommende us-regierung

barack obama will alles richtig machen, damit der machtwechsel reibungslos verläuft und sofortiges anpacken der probleme möglich ist. um schwarze schafe in der neuen regierung und administration auszuschließen, erhalten alle möglichen kandidaten einen umfassenden fragebogen, der wahrheitsgemäß auszufüllen ist. das ist anscheinend heutzutage notwendig, da man sonst nicht sichergehen kann, welche moralischen verfehlungen im laufe der zeit auftauchen. 🙄 

wie die süddeutsche zeitung heute schrieb, widmet sich davon eine frage vor allen dingen den tagebuchschreiberInnen unter den zukünftigen mitarbeiterInnen. so richtet sich frage 14 ausschließlich an diese. sie sollen, wenn peinliche dinge in den büchern stehen, diese offenlegen. wo, wenn nicht in sein tagebuch, schreibt man dinge, die den rest der welt nichts angehen. oder zumindest erst von interesse sein dürfen, wenn man verstorben ist und die eigenen tagebücher nicht vernichtet hat.

und, was ist peinlich? das, was man in sein tagebuch schreibt, ist einem selber in diesem moment wahrscheinlich nicht peinlich, da es einen bewegt. müssen also die zukünftigen regierungsmitglieder ihre tagebücher nun bekannten und verwandten oder sogar den geheimdiensten zu lesen geben, damit diese beurteilen, ob sich darin etwas peinliches befindet? und wer sollte die eigenen tagebücher veröffentlichen, wenn nicht man selber? darf ein ausschuss zur  einsetzung von mitarbeiterInnen nach den inhalten von tagebüchern fragen?

es drängt sich einem die vermutung auf, dass sich menschen, die ihre intimen gedanken nicht in einem blog, bei facebook oder in einem film bei youtube veröffentlichen, per se verdächtig machen und sicherlich ständig peinliches notieren. viel peinlicher ist doch die ständige offenlegung von intimem. ja, hier wird der abschaffung von tagebüchern vorschub geleistet oder der industrie zur produktion von tresoren, um die eigenen tagebücher immer einschließen zu können.

da sich aber die leserInnen dieses blogs in absehbarer zeit sicherlich nicht als mitarbeiterInnen der amerikanischen regierung wähnen dürfen, kann ich nur empfehlen, auch in zukunft die tagebücher mit allen peinlichkeiten und emotionalen notdurften zu füllen, damit die nachwelt auch morgen noch weiß, nach was wir uns alle sehnten 😉

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web 2.0 und die herrschaft des marktes

eigentlich wollte ich ein post darüber schreiben, dass in ein paar tagen „mickey mouse“ 80 jahre alt wird. doch dann kam mir etwas dazwischen, dass eine sehr ärgerliche entwicklung im internet darstellt. mir wird der weg verwehrt, frei zu wählen, welche homepage ich aufrufen möchte.

ich gab einfach „disney.com“ auf, um auf die originale seite des heimatlandes von mickey mouse zu kommen. doch kaum hatte ich dies eingegeben, konnte ich wählen, ob ich disney in den usa haben möchte oder ein land in meiner nähe. also wählte ich disney in den usa. als sich die seite geöffnet hatte wählte ich den link zu den figuren von disney. doch nun wurde mir keine liste der figuren angezeigt, sondern ich wurde wieder aufgefordert zu wählen, ob ich die disney-seite in den usa wolle oder eine in meiner nähe.

aus dieser schleife war nicht auszubrechen, da meine ip-adresse dem server aufzeigte, dass ich nicht aus den usa komme. irgendwann versuchte ich es über die deutsche seite von disney und landete auf einer homepage, auf der ich mir bekloppte feen selber basteln konnte aber weit und breit nichts von mickey mouse zu sehen war. das wollte ich aber nicht. der ausweg fand sich nur über google. indem ich dort nach mickey mouse suchte, landete ich dann plötzlich wieder auf der seite in den usa, die mir vorher versperrt geblieben ist und konnte mir den steckbrief zu mickey mouse anschauen (hier zu finden: http://disney.go.com/mickey/html/meet/mickey.html ).

diese form der entmündingung des nutzers des web 2.0 dient nur einem zweck, möglichst direkt dort kasse zu machen, wo der besucher der seiten wohnt. ähnlich herrisch verhält sich zum beispiel ein elektro-kaufhaus, das einen nur auf die eigenen seiten lässt, wenn man cookies freischaltet. anders erhält man keinen zugang zu den angeboten. was soll das? man muss es sich jedenfalls nicht gefallen lassen. und so bleibt das post über den 80ten geburtstag von mickey mouse ungeschrieben.