schreibpädagogik und begeisterung

 

wer schreibgruppen anleitet oder selber an welchen teilgenommen hat, kennt die situation, dass ab einem gewissen punkt bei vielen menschen ein „knoten platzt“ und sie feststellen, ihr schreiben entwickelt sich immer weiter. das ist ein schöner moment, da bei den teilnehmerInnen von schreibgruppen begeisterung aufkommt, die damit zu tun hat, dass „endlich“ das geschafft wird, was man schon immer machen wollte. diese begeisterung ist erst einmal kaum zu bändigen.

das führt in schreibgruppen eventuell zu einer sehr kreativen atmosphäre, kann aber auch für die anderen teilnehmerInnen erschlagend wirken. sie befinden sich vielleicht noch nicht an dem punkt und neben ihnen produziert jemand mit einer gewissen leichtigkeit einen text nach dem anderen. wird dies sehr in der schreibgruppe ausgebreitet, kann es zu blockaden bei anderen teilnehmerInnen führen. ab diesem moment befindet sich die leitung der schreibgruppe in einem konflikt. auf der einen seite möchte man die begeisterung nicht schmälern und freut sich für den durchbruch bei teilnehmerInnen. auf der anderen seite möchte man nicht, dass sich andere teilnehmerInnen dadurch unter druck gesetzt fühlen. hier ist genau zu überlegen, wie sich die begeisterung am schreiben in eine schreibgruppe einbinden lässt. zum einen besteht die möglichkeit, denen, die noch interesse haben, eine art „hausaufgabe“ zu geben, um ihren schreibfluss aus der gruppe heraus zu kanalisieren. der austausch über die hausaufgabe sollte auf einer ebene außerhalb der gruppe stattfinden. oder man überlegt sich, die begeisterten teilnehmerInnen in die gestaltung der schreibgruppe einzubinden. soll heißen, sie übernehmen zusätzliche aufgaben, wie eigene schreibaufgaben zu entwickeln oder einen teil der treffen zu gestalten. dadurch wird auch die entstandene energie kanalisiert. nicht sinnvoll erscheint es, den überschwang zu dämpfen und zur zurückhaltung aufzurufen. das kennen viele menschen schon aus der schulzeit und es führte bei manchen zu den blockaden, sich erst einmal vom schreiben abzuwenden.

es wird sich nicht verhindern lassen, dass eine form von neid aufkommt, die aber auch entstehen kann, wenn bei einzelnen aufgaben bei manchen teilnehmerInnen etwas besser funktioniert als bei anderen. hier ist es wichtig, immer wieder zu betonen, dass alle teilnehmerInnen ihren eigenen zugang zum schreiben haben und dadurch keine verschiedenen wertigkeiten entstehen, sondern in schreibgruppen verschiedene entwicklungen nebeneinander stehen. zeiten der begeisterung sind zeiten, in denen schreibgruppenleiterInnen besonders gefordert sind.

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