Tagesarchiv: 28. Januar 2009

biografisches schreiben und jahrzehnte

 

der mensch klammert zeiträume gern in feste kategorien ein, um dem erlebten eine struktur zu geben. eine beliebte form ist die betrachtung der jahrzehnte. so gab es die 50er, die 60er und 70er Jahre. diese künstliche und konstruierte klammer bietet beim biografischen schreiben auch die möglichkeit einer struktur.

so kann man im rückblick auf sein bisher verbrachtes leben und beim notieren seiner lebensgeschichte, die kategorie der jahrzehnte aufgreifen und eigene erinnerungen drumherum gruppieren. man kann sich dokumentationen oder bücher vornehmen, die einem das leben in der damaligen zeit noch einmal vermitteln, um dann das historische gerüst mit eigenen stimmungen und erlebnissen zu füllen.

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schreibidee (91)

immer noch ein wenig auf dem selbstbefragungs-trip und gleichzeitig darüber nachdenkend, weshalb denken traurig macht, möchte diese schreibidee all dies aufgreifen. es ist an der zeit, den spaß, der schreibend gern verbreitet wird, obwohl das leben ja nun mal kein kindergeburtstag ist, in den hintergrund zu rücken und den ernst des lebens zu betrachten (siehe vorheriges post). es sollen „traurige geschichten“ geschrieben werden.

um ein wenig in stimmung zu kommen, werden die teilnehmerInnen aufgefordert, sich an traurige begebenheiten und erlebnisse aus ihrem leben zu erinnern. diese sind bitte nur in stichworten zu notieren und nicht vorzustellen. anschließend werden alle aufgefordert, eine halbseitige beschreibung der „melancholie“ zu verfassen. diese beschreibungen werden in der schreibgruppe vorgetragen, um anschließend ein cluster zum thema „traurigkeit“ zu notieren.

aus der beschreibung und dem cluster soll eine traurige geschichte verfasst werden. hierfür wird relativ viel zeit zur verfügung gestellt. anschließend werden die geschichten in der schreibgruppe vorgelesen und das feedback der anderen sollte auch beinhalten, ob die geschichte die hörerInnen auch traurig gemacht hat.

um die stimmung am schluss ein wenig aufzuheitern kann ein tragikkomischer text von den leiterInnen vorgelesen werden (z.b. von david sedaris oder heinz erhardt).

kreatives schreiben und melancholische stimmung

 

kreatives schreiben gibt es nie stimmungsfrei. und doch ergibt sich in schreibgruppen das phänomen, dass sich die teilnehmerInnen oft mit heiteren beiträgen übertreffen wollen. selten wird raum für nicht so schöne stimmungen gegeben. sind sie doch in der werteskala eher negativ besetzt und unterhalten die zuhörerInnen nicht so gut.

seltsamerweise sorgen aber genau die melancholischen stimmungen in filmen und in theaterstücken oft für die intensivsten (be)rührungen. Ist ihnen schon einmal aufgefallen, dass tom cruise in beinahe jedem film, den er in den letzten jahren gedreht hat, weint. im gegensatz zu vielen anderen männlichen schauspielern setzt er diese gefühlsregung sehr bewusst ein. abgesehen davon, dass es viele immer noch stärker berührt, wenn ein mann weint, da man dies so selten sieht, werden in diesen szenen die traurigen gefühle der zuschauerInnen angesprochen.

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