ein kleines büchlein, das schnell gelesen ist, aber weniger schnell beantwortet. ich hatte es schon beim buchtipp zu rolf dobellis buch erwähnt. der suhrkamp verlag hat die elf fragebögen den tagebüchern von max frisch aus den jahren 1966 bis 1971 entnommen und in einem band veröffentlicht. jeder fragebogen umfasst 25 fragen, die sich meist einem schwerpunkt widmen. darunter befinden sich ehe, tod, eigentum, heimat oder auch kinder.
um es klar zu schreiben, die fragen von max frisch sind sehr gewitzt und nicht frei von politischen anwandlungen. sie haben eigentlich einen persönlichen charakter, beziehen aber auch gesellschaftliche fragen mit ein. so ist eine der schönsten fragen in meinen augen folgende: „Kennen Sie ein Land, wo die Reichen nicht in der Minderheit sind, und wie erklären Sie es sich, daß die Mehrheit in solchen Ländern glaubt, sie sei an der Macht?“ (seite 83) nun, welche antwort hat man darauf?
für manche antworten bietet frisch eine ganze palette an antwortmöglichkeiten an, die ein tiefes verständnis des „menschlichen“ und seiner kleinen fehler aufzeigen. oder max frisch lässt einen in die falle der einfachen antwort durch eine nachfrage tappen. so schleicht er sich mit der einfachen frage: „Lieben Sie jemand?“ an, um gleich als nächstes zu fragen: „Und woraus schließen Sie das?“ (seite 9/10).
alles in allem ein großartiges büchlein, das nicht nur der selbstbefragung dienen kann, sondern humorvoll und unbeschwert daher kommt. es macht lust darauf, eigene fragebögen zu entwerfen und andere beantworten zu lassen. wer es nutzen möchte, erhält es im suhrkamp taschenbuchverlag aus frankfurt am main. ISBN 978-3-518-39452-5