Tagesarchiv: 12. Februar 2009

wortklauberei (25)

„in dieser unendlichen weite des tabellen-ozeans“

fussball muss man nicht mögen. leider mögen die sportart aber so viele, dass das fernsehprogramm viele sendungen dazu ausstrahlt. die sendung haben eine ganz eigene aufmachung. sie sparen nicht an heroischen aussagen und dramatischen aufmachungen, um ein interesse an schon vergangenen spielen zu wecken.

selten wird „live“ gesendet, im alltag wird aus der vergangenheit berichtet und das ergebnis kann jede(r) schon längst wissen, wenn man kurz ins internet geht. also gehört es zu fussballsendungen diesem recht schlichten spiel ein wenig leben und dramatik einzuhauchen. da fallen dann wie am letzten samstag von herrn beckmann in der „sportschau“ sätze wie „in dieser unendlichen weite des tabellen-ozeans„.

hossa, welche poesie. kleines gaaaaanz groß reden. dem laien scheint die tabelle der ersten bundesliga eher recht überschaubar. doch es handelt sich um einen „tabellen-ozean“. wie sollte man sich diesen vorstellen? lauter kleine geldhaie in einem großen becken? oder wird auch beim fussball nur mit wasser gekocht? doch nicht genug mit dem bild von „meer ist mehr“, es sind auch noch unendliche weiten, in denen sich der kleine fan vor dem fernseher bewegt. verloren dümpelt er dort vor sich hin und kann sich freuen, dass es einen herrn beckmann gibt, der die übersicht behält und einem zeigt, wie der hase läuft.

eine etwas traurige vorstellung, dass die tabelle der bundesliga die „unendlichen weiten des weltalls“ ersetzen sollte. leider geschieht dies wochenende für wochenende, dabei ist sport doch mord und sportsendungen sind eine quälerei. 😆

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schreibpädagogik und feedback

 

das feedback in schreibgruppen ist eine schwierige angelegenheit. wer anfängt zu schreiben und dann vielleicht das erste mal seine texte öffentlich macht, der gibt etwas von sich preis. denn der geschriebene text kann noch so absurd sein, meist beinhaltet er etwas von einem selber. wie bei allen kreativen berufen oder hobbys stellt man sich irgendwann der öffentlichkeit. eine schreibgruppe ist auch schon eine öffentlichkeit. und natürlich erhofft sich jeder mensch auf das, was er preisgibt, eine positive reaktion.

alle kreativen tätigkeiten eint auch, dass manche das ergebnis gut finden und andere nicht. meist fällt es leichter etwas zu kritisieren, als es zu loben. daran ist zu denken, wenn feedback gegeben wird. der vorteil von schreibgruppen oder eben kreativen gruppen ist es, dass sich alle teilnehmerInnen in der gleichen position befinden, sich preis zu geben und feedback zu wollen. in diesen gruppen ist manchmal zu beobachten, dass gescheut wird kritik zu üben oder dass die kritik zu harsch ausfällt. der mittelweg fällt vielen menschen schwer. bestes beispiel dafür ist die literaturkritik. zwischen lobeshymnen und verriss gibt es wenige kritiken. 

die beste möglichkeit in einer schreibgruppe besteht darin, dass die teilnehmerInnen beim feedback berichten, wie der text auf sie gewirkt hat. was sie bewegt hat und welche formulierungen einem besonders gut gefallen haben. vermieden werden sollten auf alle fälle die deutungen. diese beinhalten immer ein quantum übergriffigkeit. bei deutungen wird immer eine aussage getroffen, was die verfasserInnen des textes wohl meinten. diese vorgehensweise hat nur etwas in der literaturwissenschaften zu suchen, wenn autor und autorin über ihre werke nicht mehr befragt werden können. in schreibgruppen wirkt ein deutendes feedback wie die aussage: „ich weiß, was du denkst, wie du bist.“ das kann niemand genau wissen. man kann schon bei geschichten nicht wissen, welcher anteil der geschichte denn nun ein persönlicher ist und welcher nicht.

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