du sprichst mit menschen, plötzlich greifen sie in ihre hosentasche, wenden ihren blick von dir ab und schielen auf das display ihres handys, das sie gerade hervorgeholt haben. wenn man sie dann fragt, ob sie verstanden haben, was man gerade gesagt hat, erklären sie, natürlich hätten sie die ganze zeit zugehört. fragt man genauer nach, stellt sich heraus, dass sie nur die hälfte des zuletzt gesagten mitbekommen haben. „aber es war eine ganz wichtige sms, auf die ich schon die ganze zeit gewartet habe.“
du sitzt in einer sitzung, ein handy liegt auf dem tisch. ihr besprecht nicht ganz unwichtige dinge. es klingelt. ein teilnehmer der sitzung geht dran und meint: „du, kannst du noch einmal in einer stunde anrufen, dann bin ich hier fertig.“. kaum weitergemacht, klingelt es schon wieder, gleiche prozedur, gleiches gespräch. das ganze geschieht noch ein drittes mal, inzwischen verdrehen alle anderen teilnehmerInnen der sitzung die augen. die lapidare reaktion ist: „ich erwarte einen dringenden anruf!“, der dann auch irgendwann endlich kommt. die alternative, die festnetznummer des raumes durchzugeben oder beim klingeln des handys den raum zu verlassen, wird nicht in betracht gezogen. man ist wichtig, es ist wichtig.
du sprichst mit einem mitarbeiter. plötzlich ertönt ein metallisches piep-klingel-geräusch, das ein wenig an den kommunikator in „raumschiff enterprise“ errinnert. du fragst im raum nach, was das war. „nur eine sms.“ auch der mitarbeiter greift zu seinem handy, liest, tippt etwas nebenher ein. ihr sprecht weiter miteinander. abermals dieses geräusch. du sagst: „da ist schon wieder eine sms.“ er erklärt, dass es keine sms wäre, er chatte. toll!, denkst du, zwei gespräche gleichzeitig, ein virtuelles und ein reales. ab diesem moment bist du dir sicher, dass dir dein mitarbeiter die ganze zeit nicht richtig zugehört hat.
die selbstüberschätzung der besitzerInnen von handys ist außergewöhnlich groß. es gibt inzwischen dutzende von untersuchungen dazu, wie effektiv multitasking ist. alle zeigen, dass die gleichzeitige konzentration auf zwei dinge die fehlerquoten erhöht und für den menschen nicht vollständig machbar ist. doch handybesitzerInnen glauben, sie haben das schon im griff. das gerät wohl schon, ihre kommunikation nicht mehr. zumindest bleibt die freiheit der anderen gesprächsteilnehmerInnen, die unterhaltung abzubrechen. keine schlechte option.