alles tätigkeiten und stoffe können zu sucht werden. wieso nicht auch das schreiben? es gibt zumindest das phänomen, dass schreibende nicht nur an schreibblockaden leiden, sondern manche teilnehmerInnen von schreibgruppen oder menschen, die anfangen, sich dem kreativen schreiben zu widmen, in einen suchtartigen zustand geraten.
täglich muss geschrieben werden, aber wem schreib ich das, und wenn nicht geschrieben wird, fühlen sich diese menschen nicht wohl. das phänomen kann bei manchen bloggerInnen beobachtet werden aber eben auch bei anderen menschen, die endlich für sich einen weg des kreativen ausdrucks gefunden haben. zum beispiel gibt es die so genannten „strickblogs“, in denen gezeigt wird, welche socken oder pullover in den letzten tagen gestrickt wurden. es ist faszinierend, wieviel man in kürzester zeit stricken kann. ungefähr ebenso viel kann man denken und schreiben. statt maschen, worte.
im gegensatz zur internetsucht, zur fernsehsucht oder zu allen anderen süchten, wird die schreibsucht nicht weiter beachtet. eher das gegenteil ist der fall. verlage widmen sich den schreibsüchtigen, haben sogar eigene betreuerInnen für die schreibenden eingestellt, so genannte lektorInnen. so wird das täglich geschriebene auf dem markt verkauft und die süchtigen können ihren stoff, nämlich das papier zum schreiben und die stifte oder den computer, über die erwirtschafteten anteile am verkauf finanzieren. der deal mit büchern wird sogar über die buchpreisbindung staatlich gesteuert, ähnlich den tabaksteuern auf zigaretten.
wie soll da der entzug möglich werden. ich warte täglich auf die nachricht, dass auf bahnhöfen und an öffentlichen orten weder geschrieben noch gelesen werden darf. es wird langsam zeit, die schreibsüchtigen des kreativen schreibens zu einer therapie zu bewegen. wer soll das denn alles lesen? während des entzugs wird zumindest das sms-schreiben und twittern gelehrt, um den wortschwall zu begrenzen. in diesem sinne: haut in die tasten, bis der computer qualmt 😛