Tagesarchiv: 4. März 2009

web 2.0 und sexting

 

als nicht mehr so junger mensch kann man immer wieder neues dazulernen. am letzten samstag erschien auf der titelseite des feuilletons der süddeutschen zeitung der artikel „die gefährliche entdeckung der eigenen lust – amerikanische gesellschaft und justiz werden von den neuen jugendkulturen und ihren medien überfordert“ von „tracy clark-flory“ (SZ vom 28.02.09, S.13). in dem artikel geht es darum, dass in den usa immer wieder jugendliche angeklagt werden, dass sie kinderpornographie produzieren und vertreiben, wenn sie ihre sexuellen erkundungen zum beispiel mit dem handy filmen und ins netz stellen.

in diesem moment werden die jugendlichen juristisch mit pädophilen gleichgesetzt und kriminalisiert. einen ausweg zeigt der artikel nicht auf. er zeigt aber den widerspruch zwischen der „freiheit“ des web 2.0 und dessen grenzen der nutzung auf. anscheinend ist es eine jugendbewegung, „sexting“ zu betreiben. sexting ist ein wortspiel um „texting“, der us-amerikanische begriff für das sms-schreiben. so versenden jugendliche sich gegenseitig nacktfotos von sich oder ihren sexuellen erlebnissen. abgesehen der tatsache, dass manche bilder auch ohne wissen der sexualpartner verteilt werden, stellt sich meiner ansicht nach eher die frage, wie jugendliche auf die idee kommen, nacktfotos von sich zu vertreiben.

relativ einfach, die erwachsenen machen es ihnen vor. diverse dating-seiten im web basieren darauf, das männer ihr gemächt und frauen ihr geschlecht in die kamera halten. doch abgesehen davon, verwundert es nicht, dass diese vorgehensweise der jugendlichen in den usa anscheinend weitverbreitet ist. dies resultiert aus dem widerspruch, eine sehr prüde gesellschaft zu sein, die bei der sexualaufklärung ob im internet oder in den schulen, eher dem christlichen fundamentalismus folgt als einem unverkrampften umgang mit sexualität, und einer der größten pornoindustrien der welt. 

das internet scheint der letzte ausweg der jugendlichen zu sein, die eigene sexualität zu entdecken. Weiterlesen

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Die dokumentierenden und schreibenden ErzieherInnen (1)

Das Portfolio im Kindergarten

Der Begriff „portfolio“ leitet sich aus dem lateinischen Wort folium „Blatt“ und portare „tragen“ ab. Schon im alten Rom gab es das Portfolio als Arbeitsinstrument. Hier wurde das Portfolio genutzt um architektonisch besonders gestaltete Gebäude zu skizzieren und aus diesen „Notizen“ die Architektur weiter zu entwickeln. Auch heute noch wird besonders in der Kunstwissenschaft das Portfolio als Mappe genutzt, die „[…] mit einer Serie von Druckgrafiken od. Fotografien eines od. mehrerer Künstler“ (DUDEN, 2005, S. 829) ausgestattet ist.
In der heutigen Praxis wird der Begriff des Portfolios im Bereich der Kunst und Architektur häufig verwendet. Darunter versteht man Sammelmappen, in denen Studierende den Verlauf von Arbeitsprozessen dokumentieren, über die Entwicklung von individuellen Erkenntnissen reflektieren und Ausblick halten, auf die nächsten Arbeits- und Lernschritte. Es sollen im Portfolio die wichtigsten Materialien und Tätigkeiten, die zu Schlüsselerkenntnissen geführt haben, gesammelt werden und gegen Ende des Künstler- bzw. Architekturseminars reflektiert werden (Bräuer, 2003)
Einen eher negativen Einschlag erhält das Portfolio im Elementarbereich, weil sein Wortursprung nicht mehr beachtet wird und der heutigen Zeit entsprechend eher dem Portfoliobegriff aus dem Wirtschaftbereich angepasst wird. Hier wird das Portfolio abgeleitet aus dem französischen „Portefeuille“, welches veraltet für die Bedeutung der Aktenmappe und Brieftasche steht (vgl., DUDEN, 2005, S. 829). Eine kursierende Negativbeschreibung von „Portfolio“ ist also die Akte und Brieftasche mit allen persönlichen Inhalten bzw. der Identität (Personalausweis u.a.), die von manchen ErzieherInnen der ehemaligen DDR abgelehnt wird mit dem Kommentar: „Das hatten wir doch schon mal!“
Das gelingende Portfolio im Kindergarten als wissenschaftlicher Qualitätsauftrag für die Frühpädagogik konzentriert sich auf den Stand der aktuellen Durchsetzung eines Dokumentationssystems für frühkindliche Bildungs- und Entwicklungsprozesse. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), das Deutsche Jugendinstitut (DJI) und das Institut für angewandte Sozialforschung (infans) haben bereits Konzepte zur Bildungsdokumentation unter dem Namen „Portfolio“ und „Bildungsbuch“ erprobt. Ob diese Arten der pädagogischen Dokumentation tatsächlich gelungen sind sollte sich hier als Frage stellen. Außerdem gilt es zu fragen, wie ein gelingendes Portfolio für den Kindergartenalltag gestaltet sein könnte. Unerlässlich werden dabei die Beachtung aller „Nebenwirkungen“ bzw. der behutsame Umgang mit den Portfoliomaterialien (Datenschutz) sowie der Nutzen des Portfolios für das Kind (die Rede ist hier von Kindern zwischen 3 – 6 Jahren).
Was soll die Dokumentation im Kindergarten nach Ansicht der Bildungs- und Orientierungspläne in deutschen Kindertagesstätten leisten?

Welche Funktionen werden dem Portfolio als Dokumenationsform im Kindergarten zugesprochen:

  • sichtbar machen von Entwicklungstempi, Lernen, Talenten und Potenzialen der Kinder
  • Bildungserfolge und Bildungsbiografie des Kindes verdeutlichen
  • verbesserte Kooperation zwischen Schule und Kindergarten
  • Gesprächsbasis zwischen Eltern und Erzieher
  • Pädagogische Qualität
  • Pädagogische Professionalisierung

Was bleibt also von dem Ursprung und dem Sinn des Portfolios übrig? Die Übertragung des Portfolios vom Architektur-/ Kunstmarkt und Wirtschaftbereich hin zur frühkindlichen Bildung und Erziehung kann nachdenklich stimmen. Besonders mit dem Wortlaut einer Erzieherin in dem Film „Portfolio – Das Bildungstagebuch im saarländischen Kindergarten“. Sie deutet auf den Portfolio-Ordner und sagt: „Und das hier ist ein echtes Wertpapier!“ – wer jetzt? Der Ordner oder das Kind darin?

Nächster Beitrag am 11.03.09 „Dokumentation – eine pädagogische Herausforderung“

schreibidee (101)

die natur ist fruchtbar, sonst wäre sie längst nicht mehr existent. das ist eine binsenweisheit. faszinierend scheint aber die vielfalt, über die sich die natur immer wieder reproduziert. abseits der vielen kopulationsmöglichkeiten sind es vor allen dingen die pflanzen, die eine enorme bandbreite an verbreitungsmechanismen zeigen. deshalb beziehen sich die schreibanregungen auf die pflanzenfortpflanzung, es sollen „pflanzensamentexte“ entstehen.

zum einstieg in das thema (das zeitlich gut in den spätsommer und herbst passt), können ein paar beispiele von pflanzensamen mitgebracht werden. zum beispiel eine kokosnuss, eine avocado, eine zitrone mit kernen, ein ahorn-fliegerchen, kastanien, eicheln, hagebutten, kletten, eine pusteblume oder dergleichen mehr. die samen oder samenträger werden vor der schreibgruppe ausgebreitet. alle teilnehmerInnen notieren 10 assoziationen. da das theme fortpflanzen ist, werden die assoziationen an die nachbarInnen weitergegeben, die sich einen begriff von den zehn auswählen und zu diesem begriff wiederum 10 assoziationen notieren. dies kann in der gruppe drei bis viermal wiederholt werden. die letzte liste wird abermals weitergegeben.

nun soll aus den letzten 10 assoziationen, die notiert wurden eine geschichte entstehen. die geschichten werden mit den letzten 10 assoziationen gegenseitig vorgelesen. mal hören, ob der same aufgegangen ist.

nun kann noch die schreibanregung gegeben werden, sich von den ausgebreiteten samen einen auszuwählen und seinen werdegang in einen text zu fassen. die erlebnisse des schirmchens einer pusteblume, die odyssee einer kastanie in eine kita zum basteln, das leben eines avocadokerns oder der zitronenkern im müll können zum beispiel beschrieben werden.