Tagesarchiv: 11. März 2009

Die dokumentierenden und schreibenden ErzieherInnen (2)

Dokumentation – eine pädagogische Herausforderung

Nicht ohne Grund steht die verpflichtende Dokumentation in Kindertagesstätten in den Bildungs- und Orientierungsplänen u.a. in Kapiteln mit der Überschrift „Pädagogische Herausforderung“ (Beispiel: Orientierungsplan Baden-Württemberg S. 45ff.). Für ErzieherInnen in der Frühpädagogik ist es wahrlich eine Herausforderung. Um realitätsnah dokumentieren zu können muss die ErzieherIn nicht nur mit der Digitalkamera umgehen können, sondern auch – und das in besonderem Maße – mit dem Wort. Sei es die Beschriftung der Fotos in Dokumentationsmappen oder das Schreiben einer Beobachtung. Gemeint ist hiermit die besondere Fähigkeit wertfrei schreiben zu können. Wie schwer es sein kann Fotos zu beschriften und Kinder schriftlich zu beobachten ohne ein wertendes Wort braucht keiner weiteren Erklärung. Es fehlen auch oft die Worte eine Beobachtung so zu schildern wie sie eben gerade wahrgenommen wird. Das fällt nicht nur denjenigen schwer, denen ohnehin das Schreiben leicht von der Hand geht. In der Ausbildung und im Berufsprofil der ErzieherIn ist die Fähigkeit des dokumentierenden Schreibens nicht erwähnt. Somit stehen diese vor einer ganz neuen Herausforderung, die teilweise auch eine Überforderung ist.  
Die ErzieherIn soll durch die Dokumentation die Bildungsprozesse des Kindes erkennen, so die Forderung. Zu einem gewissen Teil ist das möglich aber es ist immer der Teil, den die einzelne ErzieherIn darin sieht. Jede andere ErzieherIn würde den Entwicklungsprozess ganz anders auslegen. Deshalb müssen auch regelmäßig Gespräche im Team zu den Dokumentationen stattfinden. Inwieweit man dann dem individuellen Lernprozess des Kindes tatsächlich kindgemäß nahe kommt ist jedoch nicht gewiss.

Bei aller Analyse der pädagogischen Dokumentationen darf man nie außer Acht lassen, dass man als Erwachsener die Sicht des Kindes einnehmen Weiterlesen

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web 2.33 – digital diary

blogs haben teilweise eine sehr kurze halbwertszeit. mit großem enthusiasmus wird angefangen, doch wenn sich nicht genug leserInnen finden, geben bloggerInnen auch schnell wieder auf. da fällt ein blog, der inzwischen seit zehn jahren existiert, ein wenig aus der rolle.

es handelt sich dabei um den blog „digital diary – vom sinn des lebens zum buchstabenglück„. wenn man sich den blog anschaut, fällt einem auf, dass nicht täglich geschrieben werden muss, um aufmerksamkeit zu erhalten. wichtiger scheint es, und schreibt auch die betreiberin claudia klinger, zum einen das gefühl zu haben, etwas mitteilen zu wollen und durchzuhalten. sie will zumindest weiter durchhalten, auch wenn das twittern inzwischen angesagter ist.

twittern kann sicherlich die tagebuchform des blogs ersetzen, auch die aktuellen nachrichtenblogs, aber nicht unbedingt die spezialisierten blogs auf bestimmte themenbereiche. hier geht es immer noch um die verlinkung und den diskurs. und doch kann wahrscheinlich kein blogger, keine bloggerin sagen, wie lang weiter gebloggt wird. bei allen besteht die möglichkeit, dass die lust, etwas mitzuteilen, versiegt und der blog eingestellt wird. manche lassen anschließend ihren blog im netz und stellen die infos weiter zur verfügung, andere löschen ihn vollständig. na ja, und claudia klinger macht weiter.

besonders schön ist die tatsache, dass alle blogeinträge der letzten zehn jahre in einer übersicht betrachtet und ausgewählt werden können. dies ermöglicht es, die entwicklung einer bloggerin nachzuvollziehen. eine art biografisches angebot, natürlich nur in bezug auf den blog. aber wahrscheinlich sehen die zukünftigen gesellschaftlichen archive genau so aus. zu finden ist der blog unter: http://www.claudia-klinger.de/digidiary/ .

schreibidee (103)

leben zeichnet sich vor allen dingen durch eine komponente aus, die vielfalt. diese reichhaltigkeit spiegelt sich in den arten, in den handlungsmöglichkeiten und in einem beinahen chaos wider. es gibt auf der welt keinen ort, der so aussieht, wie ein anderer. diese vielfalt lässt sich im kreativen schreiben wunderbar nutzen. in dieser schreibidee soll es um eine detailreiche beschreibung der orte gehen. so handelt es sich im endeffekt um „leben-im-detail-texte„.

um einen einstieg in die schreibanregung zu schaffen, sollen von den teilnehmerInnen der schreibgruppe aus dem raum, in dem die gruppe stattfindet, fünf gegenstände notiert werden. anschließend ist ein halbseitiger text zu verfassen, der den raum aus dem blickwinkel der teilnehmerInnen beschreibt. dabei sind die notierten fünf begriffe zu verwenden. diese halbseitige beschreibung wird kurz hintereinander vorgelesen, um einen eindruck davon zu bekommen, wie verschieden ein und derselbe ort beschrieben  werden kann.

anschließend schwärmen die teilnehmerInnen aus. sie wählen sich einen ort im raum, im gebäude, vor der tür oder in der landschaft, den sie beschreiben möchten. sie nehmen sich eine sitzgelegenheit mit. dann haben sie eine festgelegte zeit, um den von ihnen gewählten ort so detailreich und stimmig zu beschreiben wie nur möglich. wenn genug zeit vorhanden ist, dann werden anschließend die ausführlichen texte vorgetragen und die teilnehmerInnen sollten den ort wiederfinden, der beschrieben wurde.

im anschluss können die orte weiter bearbeitet werden, indem eine geschichte verfasst wird, die ein ereignis zwischen zwei personen an diesem ort wiedergibt. diese geschichte wird vorgetragen und es erfolgen feedbacks dazu.

biografisches schreiben und spielzeug

barbie ist 50 jahre alt, märklin geht pleite und legoland gibt es auch in berlin. viele produkte dienen dem spiel. besonders gern spielen kinder, oder anders formuliert, besonders gern lässt man kinder spielen. neben den selbstgeschaffenen spielen wird diese form der fröhlichkeit von spielzeug unterstützt.

bei der betrachtung der eigenen lebensgeschichte kann auch ein abstecher ins spielzeugland aufschlussreich sein. welches spielzeug besaß man? manchmal genügt ja schon ein matchbox-auto, um ein riesiges straßenrennen zu simulieren. oder die frage, welches spielzeug man gern gehabt hätte, aber nie bekam? fanden die eltern den kosmos-experimentierkasten zu gefährlich?

diese fragen können einem als einstieg in die betrachtung der eigenen kindheit dienen. denn wenn man sich an seine spiele und spielsachen erinnert, ist die wahrscheinlichkeit recht groß, dass man sich auch an die anderen kinder erinnert, die mit einem gespielt haben. und so langsam kann man sich vom spielzeug entfernen, um sich an die selbst erfundenen spiele zu erinnern. hat man zum beispiel mit den playmobil-figuren einen krieg nachgestellt und wurde dann von beruf soldat oder baute man auch lego einen palast nach dem anderen und ist heute architektin? diese zusammenhänge sind natürlich sehr offensichtlich und treten selten so direkt zu tage. aber seltsamerweise schätzen alle kinder das spielen, doch kaum jemand rettet dies in sein erwachsenes leben.

vielleicht lohnt ein blick auf den dachboden oder in den keller, um alte spielsachen wieder hervorzuholen und noch einmal zu schauen, was einem einst freude bereitete. die zukünftigen generationen werden es da einfacher haben, sie dürfen auch als erwachsene an ihren computer weiterspielen. doch wie würde es wirken, wenn besuch vorbeikommt, und die puppenstube das halbe wohnzimmer einnimmt. im computer ganze welten zu simulieren würde aber niemand seltsam finden. das spiel bekommt eine längere bedeutung für viele erwachsenen als es früher je der fall war. wann hörte man auf zu spielen. oder war man jemand, der sich eine modelleisenbahn zulegte, um auch später noch spielen zu dürfen. viele menschen wechseln statt des spielens zu handarbeiten, heimwerken oder wohnungsdeko. deko kommt der puppenstube ja schon sehr nahe. spielen hat jedoch die eigene entwicklung und biografie sicherlich beeinflusst. welches spiel hatte wohl den größten einfluss? das sind aspekte und fragen, die auch beim biografischen schreiben aufgegriffen werden können. und dann einen flipperautomaten kaufen, der als größeres spielzeug im hobbykeller platziert werden kann. hat heute noch jemand einen hobbykeller?