menschen finden sich im laufe ihres lebens meist an einem punkt wieder, an dem sie sich fragen, für wen sie eigentlich die ganzen mühen auf sich nehmen. dieser gedanke kann sich in verschiedenen momenten bemerkbar machen. zum beispiel, wenn für die eigene leistung keine anerkennung von außen gegeben wird, wenn man sein leben lang geschuftet hat und am schluss kaum rente übrig bleibt, wenn die kinder aus dem haus sind und signalisieren, dass sie ihr elternhaus nicht sehr schätzen oder wenn der körper bei all dem stress nicht mehr mitmacht.
diese krisenhafte überlegung hat meist einen längeren vorlauf und basiert auf der vorgabe, sich in einer leistungsgesellschaft zu befinden. der gegenentwurf ist im „aussteigen“ zu finden, in brüchen, die zu radikalem umdenken geführt haben und plötzlich das genießen der „früchte der arbeit“ erlauben.
beim aufschlüsseln der eigenen lebensgeschichte und ihrer konzepte lohnt es sich, einmal einen blick darauf zu werfen, wieweit man ein leistungsprinzip umgesetzt hat und diesem gefolgt ist. dazu kann man eine leistungskurve entlang des lebensalters für das eigene leben aufzeichnen. zum beispiel lassen sich in dieser kurve die zeitpunkte verzeichnen, an denen man überdurchschnittlich leistungsbereit war und die punkte, die einen obige frage nach dem sinn des ganzen stellen ließen. zudem wären noch die momente zu verzeichnen, an denen man sich den leistungsanforderungen entzogen hat oder ihnen entzogen wurde (z.b. durch krankheit).
wenn man nun seine eigene leistungsbilanz betrachtet, dann könnte man im anschluss ein resümee in form des freewriting verfassen. auf welcher seite der waagschale möchte man sich befinden. auf der seite der beständigen steigerung des eigenen potentials oder auf der seite des durchatmens und innehaltens? wieweit wurde man von dem wunsch nach anerkennung angetrieben, immer mehr leistung zu bringen? und hat man die anerkennung bekommen, die man sich immer erwünschte? dieses resümee kann viele hinweise auf die entwicklung der eigenen biografie geben und vielleicht das biografische schreiben mit persönlichen einsichten unterfüttern.