das gummibärchen
„du bist ja das letzte„, sagt sabine, als sie mit dem zeigefinger versucht das rote gummibärchen aus dem tütenzipfel zu puhlen. „ach so stehst du zu mir!“, rief uwe in diesem moment und verließ sabine für immer, nachdem er sich so mühe mit dem heiratsantrag gegeben hatte.
das schaf
„du bist ja das letzte!!“, murmelt paul verzweifelt im halbschlaf. ich ahnte, dass dieser tag kommen würde, dachte er. seit achtzig jahren zählte er abends im bett schafe, wie sein vater ihm das gezeigt hatte, um einschlafen zu können. nie waren ihm die schafe ausgegangen. doch nun spürte er nur noch den starken stechenden schmerz in der brust.
das rennen
„du bist ja das letzte kind“, rief hildegard zornig ihrer tochter zu, „das über die ziellinie gesprintet ist!“ und dachte dabei an die vielen männer, die sie als callgirl bedient hatte, damit anastasia am training für die landesauswahl der unter 10-jährigen mädchen teilnehmen konnte. die macht das nur, um mich zu ärgern, kam ihr in den sinn. seit sie vorletzte woche nachts aufwachte und ich nicht da war, versucht sie immer so lang wie möglich wach zu bleiben, damit ich nicht gehe.
das cremetörtchen
„du bischd ja dasch letschte“, ruft holger panisch mit dem letzten cremetörtchen im mund vor dem kühlschrank sitzend. es ist noch nicht genug. irgendwo müssen noch die schokoriegel sein. wo hat er sie nur hingelegt? es ist noch zu wenig, um sich den finger in den hals zu stecken.
die sparbüchse
„du bist ja das letzte!“, sagt edgar zu sich, als er im kinderzimmer auf dem boden sitzt und die sparbüchse von tom öffnet. „aber was soll ich machen, wenn kein schnaps mehr im haus ist?“ er kann auch nichts dafür, wenn helga alles weggeschüttet hat. ich lass sie erst wieder aus dem keller, wenn ich etwas wodka getrunken habe, denkt er bei sich, sonst halt ich das geschrei nicht aus.
das essen
„du bist ja das letzte!“, brüllt anna in ihr handy, „mich hier drei stunden mit dem fertigen essen sitzen zu lassen. du glaubst wohl, ich möchte keinen feierabend haben. ist ja nur hausarbeit. jeden tag der gleiche scheiß.“ „tschuldigung?“, murmelt es vom anderen ende. „wer ist denn da?“ „spreche ich mit frau ehrenbach?“ „ja“ „hier ist hauptkommissar bertram, ich wollte ihnen mitteilen, dass wir ihren mann aufgehängt im stadtpark gefunden haben.“
(mörz 2009)
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