Tagesarchiv: 31. März 2009

kreatives schreiben und digitale schreibwerkzeuge (1)

die zeiten ändern sich. immer weniger wird von hand geschrieben und immer mehr am computer, entweder getippt oder diktiert über eine spracherkennungssoftware. diese vorgehensweise wird sich noch stärker in richtung der digitalen schreibwerkzeuge verschieben. nun kann man in schreibgruppen einer nostalgie frönen, indem man darauf besteht, dass mit dem stift geschrieben wird, doch im laufe der zeit wird sich dies nicht aufrecht erhalten lassen.

wie sehen aber die konsequenzen in schreibgruppe aus, wenn alle teilnehmerInnen mit einem laptop kommen? eine tatsache wird sein, die texte werden länger. man kann also weniger zeit für die schreibaufgaben veranschlagen, denn wenn die teilnehmerInnen das zehn-finger-schreibsystem beherrschen, können sie mehr tippend denn handschriftlich notieren. eine weitere tatsache wird sein, dass sich die texte ein wenig verändern, denn tippen aktiviert andere gehirnregionen als von hand schreiben. hier kann kein maßstab besser oder schlechter angelegt werden. es geht darum, wieweit vor allen dingen kreative schreibanregungen sich umsetzen lassen. dabei sind manche dinge zu bedenken.

zum einen lassen sich reihum-texte oder schreibspiele schwerer umsetzen. die weitergabe eines laptops ist umständlicher als die eines blatt papiers. anstatt des umknickens können sätze weiß gefärbt werden und verschwinden somit im hintergrund.

zum anderen haben alle menschen ihren eigenen computer verschieden ausgestattet, Weiterlesen

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nabelschau (11)

ich will mein fahrrad abwracken. es gibt menschen in dieser gesellschaft, die ihre mobilität mit dem öpnv (öffentlicher personennahverkehr) und dem fahrrad erlangen. sie haben sich schon vor jahrzehnten überlegt, dass es in dieser gesellschaft zu viele autos gibt und dass sich der großteil der zurückzulegenden wege auch so bewerkstelligen lassen. diese menschen haben die arschkarte gezogen.

schon früher bei der pendlerpauschale konnten man sein fahrrad nicht berücksichtigen. das änderte sich zum glück vor geraumer zeit ein wenig. auch steuerlich lässt sich ein dienstfahrrad immer noch nicht geltend machen, war es doch die persönliche entscheidung auf ein auto zu verzichten. und jetzt wieder. die autoindustrie, die beständig daran gearbeitet hat, das sparsame auto nicht zu produzieren, obwohl dies technisch längst möglich ist, soll auf teufel komm raus gestützt werden.

die gesellschaft hat unsummen in den ausbau ihrer autobahnen und straßen gesteckt und behandelte den nahverkehr immer äußerst stiefmütterlich. die konsequenz: der nahverkehr erscheint für viele immer noch nicht attraktiv, da allein die anschlüsse einen gehörigen mehraufwand an zeit benötigen. ähnlich sieht es mit der bahn aus, die lieber nebenstrecken schloss, und den verkehr auf busse verlagerte, als ein attraktives angebot zu machen. dies fiel übrigens nicht vom himmel, sondern war politisch gewünscht. denn der aufsichtsrat der bahn ist von der bundespolitik getragen, wie man gerade feststellen konnte.

und so gibt es für ein neues auto geldgeschenke, also subventionen, die ich mit bezahle. doch wenn mein fahrrad durch häufigen gebrauch das zeitige segnet, dann muss ich dies vollständig selbst finanzieren. die ökobilanz des fahrrads wird nicht honoriert, die schlechte ökobilanz der einzelfahrerInnen wird noch unterstützt. skurril bei den zu erwartenden ökologischen folgen. aber versuchen sie mal, eine abwrackprämie für ihr fahrrad zu bekommen. obwohl diese industrie sicher auch unterstützung gebrauchen könnte.

schreibpädagogik und supervision

das leiten von schreibgruppen und schreibwerkstätten ist nicht ganz einfach. man ist, wie bei anderen gruppen, mit dynamiken und konflikten konfrontiert. daneben sind veranstaltungen, die sich mit kreativem ausdruck beschäftigen für alle teilnehmerInnen auch etwas sehr persönliches und emotionales. ebenso, wenn sie mitschreiben, für leiterInnen dieser gruppen. in den momenten, in denen ich im psychosozialen bereich persönlich in abläufe und diskurse involviert bin, empfiehlt sich eine supervision.

leider ist das nicht standard bei leiterInnen von schreibgruppen, dass sie sich im laufe der zeit professionelle unterstützung suchen, die ihnen eine möglichkeit der selbstreflexion bieten. da erscheinen die schreibgruppen immer noch „zu kreativ“ und zu wenig „therapeutisch“ oder „psychologisch“, um sich diese unterstützung zu suchen. nun, man kann zwar in seinen schreibveranstaltungen bei seinen teilnehmerInnen immer wieder darauf hinweisen, dass es sich um keine therapeutische veranstaltung handelt, doch emotionale ausbrüche oder krisen kann man beim schreiben nicht verhindern. und damit hat man einen umgang zu finden, wenn man sich für die gruppe verantwortlich fühlt.

viele schultern diese anforderungen allein, da eine anleitung zu zweit, niemanden ernähren geschweige denn unterhalten kann. Weiterlesen