im letzten post zum thema schreibpädagogik habe ich die beteiligung der teilnehmerInnen von schreibgruppen bei der gestaltung angesprochen gehabt. das ist die eine möglichkeit, die selbstgestaltung und -hilfe zu den eigenen schreibprozessen zu fördern. eine andere besteht darin, das möglichkeitsdenken, das durch das kreative schreiben eh schon gefördert wird, bei problemlagen zu nutzen. was bedeutet dies?
oft kommt es in schreibgruppen vor, dass teilnehmerInnen über formen von schreibblockaden, zeitdruck oder andere schwierigkeiten im zusammenhang mit dem schreibprozess klagen. sie erhoffen sich von der leitung einer schreibgruppe unterstützung und hilfe, die ihnen bei der bewältigung der schwierigkeiten nützlich ist. dabei kommt es oft zu eindeutigen ratschlägen von der gruppenleitung, was zu tun sei, um alles in den griff zu bekommen. das erscheint mir nicht sehr sinnvoll, da es die sehr subjektiven gründe der eigenen schreibschwierigkeiten außer acht lässt. in diesem zusammenhang empfiehlt sich ein vorgehen nach dem motto „hilfe zur selbsthilfe“.
es wäre zu fragen, was die teilnehmerInnen denn benötigen, damit die schwierigkeit überwunden werden kann. dies kann entweder in einem gruppengespräch stattfinden (wenn sich die schreibgruppe schon relativ vertraut ist) oder ansonsten in einem einzelgespräch vor oder nach der schreibgruppe. im weiteren gespräch wären die teilnehmerInnen bei der suche nach handlungsmöglichkeiten einzubinden. natürlich kann man als schreibgruppenleitung möglichkeiten aufzeigen, doch ich würde mindestens ebenso die teilnehmerInnen mit den problemen fragen, welche möglichkeiten denn ihnen noch einfallen, um die schreibkrise zum beispiel in den griff zu bekommen. und wenn sich im laufe des gesprächs eine erste lösung herauskristallisiert, dann wäre zu verabreden, dass die neue handlungsmöglichkeit einmal ausprobiert wird. ein weiterer termin mit der leitung sollte dann klären ob der lösungsansatz hilfreich war oder eher nicht. wenn es geht, sollte also weder mit ratschlägen noch mit nahelegungen gearbeitet werden, sondern eher mit der gemeinsamen aufschlüsselung der schwierigkeiten und anschließender suche nach handlungsmöglichkeiten, also der entwicklung eines möglichkeitsdenkens. erst in diesem moment gehen teilnehmerInnen davon aus, dass sie an der problembewältigung beteiligt sind.