Tagesarchiv: 29. Mai 2009

schreibpädagogik und anstrengung

schreiben ist hobby, freizeit, spass, so die allgemeine meinung. wenn schreiben im wissenschaftlichen oder beruflichen kontext stattfindet, dann wird es zwar als leistung verstanden, aber als eine, die so nebenher stattfindet. man hat es zu können und zu leisten, aber niemand beachtet die anstrengung dahinter. vielleicht wird gerade noch schriftstellerInnen und autorInnen zugestanden, dass schreiben nicht so einfach ist, anderen aber nicht.

wer zum beispiel an schreibgruppen teilnimmt, macht dies als hobby und in den augen vieler vergleichbar mit häkeln. abgesehen davon, dass häkeln auch gern unterschätzt wird, besteht kaum verständnis dafür, dass das schreiben an sich, eine anstrengende tätigkeit ist. auch wenn man davon ausgeht, dass das gehirn nie aufhört zu denken, besteht ein großer unterschied darin, ob man gedanken schweifen lässt oder konzentriert an einer sache arbeitet. so können schreibgruppen anstrengen.

man sollte also nicht verwundert sein, wenn man nach etlichen stunden intensiver arbeit an geschichten und texten, selbst an schreibspielen, einfach erschöpft ist. ähnlich sollte man nicht erstaunt sein, wenn man schreibgruppen anleitet, die struktur schafft und selber noch mitschreibt, die tätigkeit und leistung, die man erbracht hat, spürt. es ist eine form der anerkennung des selbst geschaffenen und der eigenen leistung, wenn man diese form der kreativen arbeit auch für sich selbst akzeptiert.

es ist natürlich schwer, der umwelt, die es selber noch nie ausprobiert hat, verständlich zu machen, dass schreiben, auch kreatives schreiben, eine form von arbeit ist. man kann dann nur an die schreiberfahrungen des anderen erinnern und nachfragen, wie man es in der schulzeit empfand, wenn drei stunden aufsatz zu schreiben waren oder eine abschlussarbeit geschrieben werden musste. spannend bleibt es, warum bei uns hobbys, wenn sie nicht fussball sind ; -) so gering geschätzt werden, aber zum beispiel ehrenamtliche tätigkeit sehr hoch eingeschätzt wird.

all diese formen persönlicher aktivität, sollten in sozialen gesellschaften einen hohen wert haben. früher waren zum beispiel gewerkschaften oder die arbeiterbewegung bemüht, neben der organisation und weiterbildung auch kulturelle förderungen und angebote anzubieten. das schreiben oder andere kreative formen des ausdrucks werden weiterhin einzig als vergnügen und zeitvertreib verstanden. der lernprozess oder die weiterentwicklung des einzelnen menschen gerät dabei aus dem blickfeld.

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web 2.0 und sexualität

die wogen schlagen hoch beim versuch, kinderpornografie im netz zu unterbinden. so wie die wogen eigentlich hoch schlagen sollten, wenn generell eingriffe von staatlicher seite im internet vorgenommen werden. erstaunlich scheint, dass der hebel im netz angesetzt wird, also an einem kommunikationsort und nicht, wie zu vermuten wäre, an der wurzel, nämlich beim kindesmissbrauch.

warum werden nicht automatisch strafverfahren gegen personen eingeleitet, die kinderpornografisches material ins netz stellen? sicher, teilweise können die verursacher überhaupt nicht ausgemacht werden. doch es scheint erstaunlich, dass so wenig ausgemacht werden kann. wie wäre es, die verjährungsfristen für sexuellen missbrauch überhaupt einmal zu erhöhen. oft benötigen menschen recht lang, bis sie sich mit ihrem erlebten missbrauch auseinandersetzen können? wie wäre es, die kleinfamilie nicht unbedingt ständig als nonplusultra der sozialen zusammenlebensweise zu propagieren, da sie der häufigste ort sexuellen missbrauchs ist? und wie wäre es, wenn unsere gesellschaft den wert eines menschen wieder als wertvoll verstünde, dann wäre die hemmschwelle, sich an einem menschen zu vergehen, etliches höher.

noch seltsamer scheint die vorgehensweise generell mit sexualität im netz. überall, wo menschen aufeinandertreffen, geht es um sexualität. das ist so, war schon immer so und wird auch in zukunft so sein. und es sind erwachsene menschen, die die pornografie abrufen. Weiterlesen