Tagesarchiv: 11. Juni 2009

biografisches schreiben und faszination

dinge oder menschen können einen faszinieren. dies merkt man daran, dass sie einen, wenn man ihnen einmal begegnet ist oder von ihnen gehört hat, gedanklich nur noch schwer loslassen. eigentlich kann faszination eine form ausgeprägter neugierde sein oder es ist die form einer idealisierung eines gegenstandes oder einer person, da sie den eindruck hinterlassen, sie würden bedürfnisse erfüllen, die man schon lang ersehnt.

das muss nicht immer ein trugschluss sein, es ist oft auch intuitiv stimmig und es stellt sich im laufe der zeit heraus, dass an den eigenen vermutungen etwas dran ist. beim betrachten der eigenen lebensgeschichte sollte man also auch einmal den blick auf die dinge werfen, die einen sehr fasziniert haben. was wollte man immer haben, wenn lernte man kennen und war sofort begeistert? wie entwickelte sich die neugierde. wurden die eigenen bedürfnisse erfüllt oder war es eine enttäuschung? und wie ist man mit der enttäuschung klar gekommen?

denn im laufe des lebens können eine menge enttäuschungen im zusammenhang mit den eigenen idealisierungen zum misstrauen gegenüber der eigenen faszination führen. die schwierigkeit besteht wahrscheinlich darin, sich eine gewisse naivität zu bewahren, die es einem ermöglicht immer wieder unbedarft an bestimmte entwicklungen heranzugehen. doch naivität hat bei uns einen schlechten ruf, da sie im widerspruch steht zu der vorstellung, was es bedeutet „erwachsen“ zu sein.

beim schreiben der eigenen biografie kann es interessant sein, zu schauen, wie weit intuitives handeln und naive faszination das eigene leben beeinflusst haben und einem vielleicht die entdeckung ganz besonderer dinge und menschen ermöglichte. unter „besonders“ ist zu verstehen, dass es ausschließlich für einen selber besonders war, verallgemeinern lassen sich diese erfahrungen nicht. also, was fasziniert sie?

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kreatives schreiben und kreativität

es gibt menschen, die der meinung sind, sie seien nicht kreativ und werden es auch nie sein. dabei gehen sie davon aus, dass unter kreativität eine besondere fähigkeit zu verstehen ist, die nicht jedem gegeben ist. das ist eine auffassung, die weit verbreitet ist. sie hängt oft mit der vorstellung zusammen, dass kreativität besondere leistungen, wie den „faust“ hervorzubringen hat. dabei sind die ansprüche an sich selbst so hoch, dass jede kreative schreibtechnik scheitern muss.

dabei bietet gerade das kreative schreiben möglichkeiten, sich stück für stück den eigenen kreativen impulsen anzunähern. denn die assoziations- und schreibtechniken bieten, wenn sie konsequent angewendet werden, einen zugang, den eigenen zensor immer besser ausschalten zu können. sie führen die schreibenden an den punkt, sich nicht mehr so viele gedanken über das zu schreibende zu machen. natürlich verschwindet nach vollbrachtem schreiben noch nicht das vernichtende urteil.

bei etlichen teilnehmerInnen von schreibgruppen liegen anschließend zwei gefühle im widerstreit. zum einen das angenehme gefühl, etwas geschaffen zu haben, etwas eigenes produziert zu haben. zum anderen aber die kritische betrachtung des ergebnisses, die so schlecht und unprofessionell wirkt. da helfen oft auch keine bewertungen von anderen teilnehmerInnen, dass es sich um gute oder schöne texte handelt. hier werden die anderen eher abschätzig betrachtet, dass sie sich mit solchen schlechten ergebnissen zufrieden geben.

ein wenig verändern können diese situation eventuell selbstreflexive texte über den schreibprozess oder dialoge mit dem inneren zensor. denn bevor man sich endgültig der eigenen kreativität versichern kann, muss man sich vergewissern woher das strenge urteil über sich selber kommt. wann hat man gelernt, dass man höchstleistungen bringen muss und alles darunter ist nicht gekonnt. vor allen dingen bei der kreativität ist das mit der höchstleistung so eine frage, da die geschmäcker sehr verschieden sind. ansonsten kann noch eine schreibberatung hilfe bieten.