Tagesarchiv: 9. Juli 2009

wortklauberei (44)

„frauenpolitik & genderpolitik in der friedrich-ebert-stiftung“

fällt ihnen etwas auf? es gibt frauen und es gibt geschlecht, aber männer gibt es nicht mehr. in der überschrift zu einer broschüre der spd-nahen friedrich-ebert-stiftung stehen sie noch. „frauen – männer – gender„. in der politik sind sie verschwunden. dabei regieren hauptsächlich weiterhin männer die welt. hier wird es absurd, da anscheinend unter „männerpolitik“ einzig machterhalt verstanden wird und sie deshalb in bezug auf die geschlechterrollen gar nicht erwähnenswert scheint.

dabei gibt es schon seit jahren in berlin, den versuch ein männerhaus ins leben zu rufen, dass es männern, die von ihren frauen geprügelt werden, einen unterschlupf zu bieten (man unterschätze diese problematik nicht). oder es gibt schon seit jahrzehnten den versuch, die wehrpflicht für männer abzuschaffen, um die koppelung „mann – kampf – tod“ endlich aufzuheben. doch auch hier kein erfolg. hat eigentlich mal jemand die vielen männer gefragt, ob sie die ihnen gesellschaftlich zugeschriebene rolle einnehmen wollen?

österreich hat es immerhin geschafft einen nationalen männerbericht zu veröffentlichen. in deutschland wird nicht untersucht, wie die situation von männern in der gesellschaft ist, sondern männer werden einfach abgeschafft. das wird keinen effekt haben, jedenfalls keinen effekt in die richtung, die man gern mit der genderpolitik erreichen würde, denn man bleibt ab diesem moment gezwungen, für sich allein zu agieren und seine position zu „erkämpfen, verteidigen und erhalten“. so drängt man mann immer wieder in die rolle, aus der man ihn gern raus hätte.

wie sollten männer lernen, über die eigene geschlechterrolle zu reflektieren und nicht nur verunsicherung zu spüren, wenn kein raum dafür angeboten wird. das argument ist meist, das würde schon in der genderpolitik stecken, wer sich die programme, auch der familienministerin betrachtet, findet männer kaum. es ist schon lang an der zeit, endlich „männerpolitik“ zu machen, solange „gender“ nicht die geschlechterrollen in den hintergrund gedrängt hat.

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schreibpädagogik und geschlechter

beim blick durch die angebote von schreibgruppen fällt einem auf, dass es viele schreibgruppen ausschließlich für frauen gibt. teilweise altergebunden aber auch ohne vorgaben oder eben gruppen, die offen für alle sind. was es so gut wie nicht gibt, sind schreibgruppen für männer. oder anders formuliert, wenn es schreibgruppen für männer gibt, dann sind dies meist gruppen für schwule. außerdem kann man feststellen, dass bei geschlechtsunabhängigen schreibgruppen frauen meist in der mehrheit sind und oft nur wenige männer daran teilnehmen.

ich habe mich schon öfter damit auseinandergesetzt, dass schreibangebote des kreativen schreibens eher von frauen angenommen werden. doch weshalb werden eigentlich keine angebote für männer gemacht? ist die nachfrage zu gering? das könnte natürlich sein. doch der versuch, ohne die bindung an die homosexualität wäre es eigentlich einmal wert, männer dazu einzuladen sich kreativ schreibend zu betätigen. denn man kann es eigentlich nicht oft genug wiederholen, eigentlich schreiben relativ viele männer.

doch da findet sich wieder die krux mit dem „lonesome-cowboy-syndrom“, mann schreibt anscheinend lieber für sich selber. auch in anderen zusammenhängen, ob es nun selbsthilfe, gesundheitsvorsorge oder andere kreative hobbys sind, männer fällt es schwer diese angebote wahrzunehmen. die gründe sind in diesem zusammenhang sicherlich weiterhin in der zugeschriebenen und anerzogenen geschlechterrolle zu suchen. gründen sie eine fußballgruppe und es finden sich sofort eine menge männer ein. doch der persönliche austausch, eventuell auch über befindlichkeiten, ideen und probleme, erscheint vielen bedrohlich.

dies ist nicht unbedingt auf gemachte erfahrungen gegründet, obwohl schon in schulzeiten der männliche jugendliche gern verspottet wird, der nicht den rollenmustern entspricht. dabei ist zu beachten, dass die rollenmuster nicht ausschließlich von männern weitertransportiert werden, sondern auch von frauen. so könnten schreibgruppen ausschließlich für männer die chance bieten, mit hilfe des kreativen schreibens die eigene rolle zu hinterfragen. dies sollte nicht der anlass solch einer gruppe sein, doch es würde sich wahrscheinlich automatisch aus der gemeinsamen erfahrung ergeben.