schreibpädagogik und feedback (2)

eine der großen chancen der schreibpädagogik ist das soziale miteinander. denn in der schreibpädagogik wird die arbeit mit peers oder in schreibgruppen dem alleinigen handeln gegenüber der vorzug gegeben. es ist nicht jedermans sache beim schreiben in gruppen zu sitzen oder gemeinsam an einem text zu schreiben. auch hier gilt wieder, erzwungen werden sollte nichts. jeder mensch kann nur für sich selber entscheiden wie er am liebsten schreibt. aber der versuch, einmal mit anderen gemeinsam zu schreiben, ist es wert.

besonders relevant werden die anderen menschen beim feedback. manche haben lebensabschnittgefährtInnen an ihrer seite, die interesse an dem geschriebenen zeigen und sich auch durch ein angemessenes und ehrliches feedback auszeichnen. doch hier sei eine kleine warnung ausgesprochen, da wir alle auch ein wenig eitel sind, kann ein ehrliches feedback schnell zur belastung werden. dies ist kurz vor dem valentinstag kein scherz, sondern ernst gemeint. eine kritik am eigenen text lässt sich leichter wegstecken und verarbeiten, wenn sie von menschen kommt, die einem nicht ganz so nahe stehen. es ist schön, wenn es mit partnerInnen nicht zum konflikt kommt, ja, wenn der oder die andere sogar die funktion der muse übernehmen, aber man sollte für sich dabei gut abwägen. manchmal sind die geliebten menschen auch einfach zu nett zu einem 😀

ein feedback macht sinn, bevor man sich mit seinem geschriebenen an die öffentlichkeit begibt. ich als schreibender kann mir die form des feedbacks wünschen. worauf sollen die anderen ihren blick werfen, wozu möchte ich eine rückmeldung bekommen? dies sollte alles vor dem feedback geklärt werden. ebenso sollte festgelegt werden, dass das feedback nicht über die gewünschten aspekte hinausgeht. zu manchen dingen möchte man eventuell keine rückmeldung bekommen. vor allen dingen deutungen und charakterisierungen der autorInnen sind nicht hilfreich, da sie sich vom text abwenden und versuchen entweder den text zu erklären oder die autorInnen. wer mag schon von anderen erklärt werden? außerdem steckt in jedem text eine sehr persönliche komponente, die man vielleicht von anderen nicht kritisiert bekommen möchte. gerade beim biografischen schreiben spielt dies eine große rolle.

doch es gibt nicht nur gefahren beim feedback, es gibt vor allen dingen enorm viele vorteile für das eigene schreiben. ich bekomme zum beispiel eine rückmeldung wie mein text auf andere menschen wirkt. vielleicht hatte ich die wirkung ganz anders eingeschätzt und muss feststellen, sie fällt viel besser aus, als ich vermutete. oder ich bin mir unsicher, ob der text überhaupt funktioniert, ob er nicht zu weit geht oder zu drastisch ist. auch hier lohnt sich ein feedback. das feedback stärkt im laufe der zeit die selbsteinschätzung. denn erst durch die betrachtung meiner texte durch andere kann ich dazulernen. natürlich hilft mir auch schon eine gehörige portion selbstreflexion weiter, jedoch kann ich dabei auch schnell im eigenen saft schmoren. wenn aus vielen verschiedenen blickwinkeln meine texte betrachtet werden, entwickelt sich ein rundes bild der wirkungen.

und dann treffe ich die entscheidung. sind die feedbacks für mich relevant, übernehme ich änderungsvorschläge, folge ich kritiken oder belasse ich den text so wie er ist, da ich ihn so für mich richtig finde. ich habe das recht, alle feedbacks zu verwerfen. ebenso kann ich allen anregungen folgen. vielleicht geben mir die feedbacks auch einen hinweis auf langfristige entwicklungsideen für meinen schreibprozess oder andere zeigen mir, dass meine texte immer nach der gleichen struktur funktionieren.

außerdem geben mir feedbacks noch eine ganze menge mehr. sie helfen mir zu lernen. ich lerne mit anderen menschen über sehr persönliche kreative ergebnisse zu reden. ich lerne die gratwanderung zwischen angemessener kritik und dem zufügen von verletzungen. ich lerne, dass man kritisieren darf. ich lerne, dass kritik auszuhalten ist und nicht gleich zerredet werden muss, ich mich nicht sofort rechtfertige. ich lerne also auch viel für und über mich. feedbacks regen also auch zur selbstreflexion an. dazu gehört es zum beispiel auch, komplimente entgegennehmen zu können. etwas, was viele heutzutage verlernt haben.

und wie schon oben geschrieben, es darf texte geben, zu denen ich einfach kein feedback haben möchte. doch vorsicht, sollte man texte dann veröffentlichen, lassen es sich andere, die die texte lesen, selten nehmen, ein feedback zu geben. doch in diesem moment kann ich keinen einfluss mehr darauf haben, welches feedback mir gegeben wird.

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