ich möchte gern den kommentar von regido aufgreifen und behaupten: kreativ schreibt man dann, wenn man den mut aufbringt, die beschränkungen und konventionen des schreibens, zumindest ansatzweise, zu überwinden. eine der größten hürden ist sicherlich die vorstellung, dass man sich erst dann schriftlich äußert, wenn gedanken und geschichten ausgereift sind, qualitativ hochwertige produkte sind. dabei wird unterschätzt, wie profan die meisten schriftstellerInnen ihre werke beginnen.
hier steht die vorstellung vom großen mut, der notwendig ist, um sich zu äußern, um kreativ sein zu können, um sich bewusst in beziehung zu anderen zu setzen, im widerspruch zu den kleinen schritten, die alle menschen eigentlich machen. das überschreiten von regeln und konventionen wird natürlich mit sanktionen belegt und es kann nicht von einzelnen erwartet werden, locker diese „grenzen“ zu überschreiten und alle konsequenzen in kauf zu nehmen. doch oft wird die hürde selber so hoch veranschlagt, dass es gar nicht die sanktionen sind, die bremsen, sondern die eigenen vorstellungen.
zweigleisiges vorgehen erscheint mir sinnvoll. das eine ist, sich bewusst zu machen, was mich erwartet, wenn ich anfange mit allem zu spielen, mit worten, sätzen und erlebnissen. was ist das schlimmste, das mir passieren kann, wenn ich meine ideen zu papier bringe? sollte die bedrohung zu groß erscheinen, kann ich mich strategisch verhalten. ich kann zum einen die erwartungen an mich bedienen und mich im rahmen der konventionen bewegen. gleichzeitig kann ich aber für mich, kleine schritte versuchen. das wäre sozusagen das zweite gleis. es muss nicht gleich der große schriftliche wurf sein. es genügt vielleicht schon einmal ein abc-darium, eine kurz-kurz-geschichte oder einfach „nur“ ein brief an jemand anderen.
das schöne an den kleinen schritten ist es, dass auch sie schon das gefühl vermitteln können, etwas geschaffen zu haben, aus sich und der umgebung geschöpft zu haben. es fühlt sich gut an. Weiterlesen