Tagesarchiv: 25. Februar 2010

wie entwickle ich schreibideen?

es kann spaß machen, schreibideen von anderen aufzugreifen und mit deren hilfe texte zu verfassen. noch mehr spaß macht es aber für sich selber oder für gruppen, die man anleitet, schreibideen selber zu entwickeln. doch wie geht man am besten vor, um eine umsetzbare schreibidee zu finden?
zum einen gibt es keine garantie dafür, dass sich jede schreibidee umsetzen lässt. schreibideen bewähren sich erst dann, wenn sie einmal ausprobiert wurden.
zum anderen kann eine schreibidee in der einen gruppe ganz wunderbar funktionieren, in der anderen gruppe aber kläglich scheitern. nicht alle ideen sind überall umsetzbar.

also kann man im vorfeld nicht alles antizipieren, das eine schreibidee hilfreich macht oder nicht. deshalb sollte man nicht zu vorsichtig in der planung, dafür um so bedachter in der anwendung sein. im laufe der zeit entwickelt man ein gespür dafür, welche schreibidee in welcher gruppe ganz gut ankommen könnte.

nun geht es erst einmal darum, einen einstieg in eine schreibidee zu finden. hier gibt es keine beschränkungen. auslöser für eine idee und einen kreativen prozess kann eigentlich alles sein. angefangen bei einzelnen gegenständen, erlebnissen, jahreszeiten, rituale, verhaltensweisen bis zu einzelnen worten, zeitrahmen oder schreibwerkzeugen, alles kann in eine schreibidee verwandelt werden.
man setze sich zum beispiel an einen ruhigen ort, in einen raum oder ins alltägliche getöse und lasse seinen blick schweifen. was fällt einem auf, was erblickt man? Weiterlesen

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schreibidee (167)

kreatives schreiben lebt nicht nur von ideen, die einem durch den kopf geistern, sondern vor allen dingen von erlebnissen und eindrücken, die man einmal hatte und nun in einer idee zum beispiel neu kombiniert. wer einmal anfängt, sich eindrückliches zu notieren, dies später zum anlass für texte zu nehmen oder in geschichten einzubauen, wird irgendwann nicht mehr aufhören können erlebnisse und ereignisse zu sammeln. man geht immer konzentrierter und beobachtender durch die welt, man saugt das drumherum auf. in der schreibideen sollen „aufgesaugte geschichten“ geschrieben werden.

um an material für geschichten zu kommen, begibt sich die schreibgruppe zu beginn ihres treffens für zum beispiel eine halbe stunde in die freie wildbahn. alle teilnehmerInnen haben notizzettel oder -blöcke bei sich und notieren sich eindrücke, die ihnen begegnen. dabei sollen vor allen dingen kurze dialoge zwischen anderen menschen oder ereignisse, die man miterlebt notiert werden. dieses mal geht es nicht darum, wie schon in einer anderen schreibidee, den ort, an dem man sich befindet, genau zu beschreiben, sondern die interaktionen zwischen den menschen. eine gute möglichkeit bietet dafür zum beispiel eine busfahrt durch die stadt, der besuch eines cafes oder der gang in ein einkaufszentrum.

mit ihren notizen kommt die gruppe wieder an den eigentlichen treffpunkt zurück. nun können die teilnehmerInnen selber wählen, was sie schreiben möchten. sie können eine beschreibung ihrer tour mit allen erlebnissen formulieren. sie können sich einzelne aufgesaugte ausschnitte vornehmen und die geschehnisse vorher und hinterher beschreiben. sie können einzelne notizen zu einer ganz neuen geschichte zusammenfügen. sie können dialoge, die sie teilweise mitbekommen haben, weiterführen. oder sie können sich in ein ereignis einschalten, das sie nur beobachtend wahrgenommen haben, also sich zum einem teil der geschichte machen.

anschließen geben alle schreibgruppenteilnehmerInnen der gruppe einen kurzen einblick (also wirklich nur kurzen) in ihre notizen. dann werden die entstandenen texte vorgelesen. in der feedbackrunde können dieses mal von allen teilnehmerInnen zu den notizen der anderen weitere ideen für texte und geschichten formuliert werden.

schreibidee (166)

es passiert etwas, daraufhin kommt es zu reaktionen, zu handlungen, die wiederum etwas verursachen, das abermals zu reaktionen führt, um in eine weitere handlung zu münden, und so weiter. so ließe sich grob jeder erzählstrang einer geschichte abbilden. technisch kann eine solche abfolge natürlich durch einschübe, einen zweiten erzählstrang oder verschachtelungen unterbrochen werden. aber, man kann auch verschiedene teile, module, nebeneinanderstellen, die wie aufeinander gebaute klötzchen ein gesamtbild geben. diese schreibidee versucht „aufbau-geschichten“ entstehen zu lassen.

wunderbar wäre es, wenn die schreibgruppenteilnehmerInnen holzklötzchen oder legosteine zur verfügung gestellt werden könnten. diese sollten sie (maximal 10 stück) zu einem gebilde zusammenfügen, das vor ihnen steht. dann wird ein kurzes freewriting zu dem gebilde geschrieben. vielleicht ergibt sich durch das aufgebaute, das vor den teilnehmerInnen auf dem tisch steht, schon ein ort, ein raum, ein gebäude. wenn nicht, dann sollten sich die schreibenden etwas auswählen, zum beispiel ein mehrfamilienhaus, einen ummauerten garten, ein schloss oder auch einen würfel.

jeder stein, jedes klötzchen steht nun für eine begebenheit, eine beobachtung, eine person, die diesen raum bespielen und bevölkern. am besten erstellt die schreibgruppe eine kleine skizze ihres aufbaus und notiert in jedes bestandteil einen begriff, eine idee. im anschluss werden zu jedem klötzchen, jedem stein mit ihren begriffen kurze texte geschrieben (ungefähr eine viertel bis eine halbe seite). anschließend werden die textbausteine genauso aufgebaut wie die konstruktionen auf dem tisch. hilfreich kann es dazu sein, die klötzchen und steine durchzunummerieren. die daraus entstandenen geschichten werden vorgelesen.

anschließend kann man nun den eigenen aufbau umgestalten, also etwas neues bauen. nun nimmt man die neu entstandene konstruktion und bringt die textbausteine in die neue reihenfolge, liest die texte abermals vor. in der feedbackrunde wird darüber diskutiert, inwieweit sich durch eine umgruppierung der textbausteine ganz neue geschichten, neu bilder und assoziationen ergeben haben. die schreibidee kann einen eindruck davon vermitteln, wie groß der einfluss der anordnung von textbausteinen auf die aussage von geschichten und beschreibungen haben kann. sowohl die reihenfolge als auch die zusammensetzung der einzelnen abschnitte hat auswirkungen auf das gesamtverständnis eines textes.