ein thema, das wahrscheinlich nie an aktualität verliert so lang die menschen in ständiger konkurrenz zueinander stehen. hier wird ausgeschlossen, abgetrennt und schaden zugefügt. darum weiter wichtig, öfter aufgerufen und nicht nur ein thema für das internet. im internet findet das mobbing sogar weniger versteckt als im alltag statt. so gut möglich ist es zudem, da der datenschutz in deutschland immer noch nicht ernst genommen wird. also hier eine etwas ältere stellungnahme.
gepostet am 04.07.2008
von einer meiner dozentInnen darauf hingewiesen hier ein paar gedanken zum thema internet-mobbing. die gew (gewerkschaft erziehung und wissenschaft) hatte im jahr 2007 eine studie in auftrag gegeben, lehrerInnen zu befragen, inwieweit sie mit technischen Hilfsmitteln (internet, handy, mails) gemobbt wurden. die ergebnisse können hier als pdf-datei heruntergeladen werden: http://www.gew.de/Binaries/Binary31975/REPORT_CM2007.pdf
wie hier schon öfter erwähnt, bietet das internet durch anonymisierungen die möglichkeit, persönlichkeitsrechte anzugreifen, personen bloßzustellen und in den privaten raum einzudringen. vor allen dingen unter jugendlichen aber auch gegenüber lehrerInnen geschieht dies immer häufiger. in letzter zeit wird verstärkt diskutiert, wie dies verhindert werden kann und welche strafen sinn machen.
bei diesem thema treffen sich viele verschiedene gesellschaftliche problematiken, die meist nur sehr einseitig diskutiert werden. die gew äußert sich vernünftigerweise vorsichtig zu den ergebnissen der studie. ein artikel in der wochenzeitung „die zeit“ zeigt dies auf. er ist hier zu finden: http://www.zeit.de/online/2008/22/cybermobbing-studie
und doch stellt sich die frage, wofür sind diese gegenseitig missachtenden verhaltensweisen ein ausdruck? ist der mensch an sich übellaunig und will nur anderen schaden oder gibt es gründe, vor allen dingen für das verhalten von schülern? hier muss der blick sehr viel tiefer gehen, als es dies sowohl in fachkreisen als auch oft in der presse geschieht.
es kann nicht oft genug betont werden, dass die schule ein zwangsverband von jugendlichen ist, dem kaum ausgewichen werden kann. zudem bestimmt dieser verband im laufe der jahre die berufliche zukunft der schülerInnen über eine bewertungsform, nämlich noten, die alles andere als objektiv sein können. diese form von institutionen haben immer zur folge, wie andere sehr hierarchische einrichtungen, dass konflikte schnell personalisiert werden und selten auf fachlicher ebene stattfinden. lehrerInnen und schulleiterInnen wollen häufig kein feedback von schülerInnen und eltern. und selbst wenn es zu einem feedback kommt, wird dies nicht selten ignoriert. auf der anderen seite sind die schulen, seitdem sie immer mehr in konkurrenz zueinander gesetzt werden, sehr auf das eigene image nach außen bedacht. dabei werden gern konflikte unter den teppich gekehrt. lehrerInnen erhalten in den seltensten fällen die möglichkeit der supervision. eltern verschieben immer mehr erziehungsaufgaben in die schulen. und der staat versucht im bildungsbereich eigene politische interessen zu verwirklichen anstatt eine gute ausbildung zu gewährleisten.
dazu kommt, dass sich junge menschen an älteren menschen abarbeiten wollen. sie benötigen nicht nur positive vorbilder, sie benötigen vor allen dingen menschen, die sich mit ihnen und ihren positionen auseinandersetzen, um eine eigene meinung zu finden. der so genannte generationskonflikt ist nichts anderes, als der versuch sich in der vorfindlichen welt zurecht zu finden. doch diese konflikte werden zunehmen pädagogisiert und psychologisiert, anstatt ausgetragen zu werden. dadurch entsteht häufig ein gefühl von ohnmacht bei der jüngeren generation.
die gesamte gesellschaft, vor allen dingen auch die älteren generationen, achten keine grenzen mehr. die politik und die erwachsenen leben ihren kindern vor, dass man beständig auf seinen eigenen vorteil bedacht sein muss und solidarität wird als überlebt dargestellt. übergriffigkeiten fangen in solch profanen momenten an, wie das telefonieren mit dem handy in der öffentlichkeit oder dem beständigen abfragen von daten seiner bürger. woher sollen schülerInnen noch ein gespür dafür bekommen, was öffentlich gemacht werden darf und was nicht. große bereiche der pädagogik arbeiten inzwischen mit techniken, schülerInnen aufzufordern ihre persönlichen gedanken preis zu geben.
die jüngeren generationen haben in den technischen kenntnissen um pc und internet einen enormen vorsprung gegenüber eltern und lehrerInnen. die bereitschaft von lehrerInnen sich fortzubilden ist gering. also ist es für schülerInnen ein einfaches ihren vorsprung als macht zu begreifen und diese im ungleichen machtverhältnis der schule zu nutzen. das ist nicht zu befürworten, kann aber nur dadurch verhindert werden, dass man vom wissen her einen gewissen gleichstand anstrebt. außerdem fehlt es an unterricht zum umgang mit dem internet. allein die vermittlung von vor- und nachteilen kann vieles verhindern. denn finden sich täter plötzlich in der gleichen situation, wie die opfer von internet-mobbing, heißen sie es sicherlich nicht mehr gut. es müssen wieder die vorzüge von privatheit vermittelt werden und von allen gesellschaftlichen seiten eingehalten werden. erst wenn dies geschieht, verliert cyber-mobbing seine schlagkraft.
Guter Beitrag! DANKE!
MfG
„mobbi“
Oftmals werden die Opfer – später zu Mobbing-Täter am Arbeitsplatz…Nicht selten werden Schüler von Lehrern gemobbt…Ein Zeichen von Hilflosigkeit der Pädagogen?
Da möchte ich mich Mobbi doch schnell anschließen. Ein super Beitrag, der eigentlich massig Themen in sich birgt, die diskutiert werden könnten. :-)))
Tatsache ist, dass die Ausbildung zur medienversierten LehrerIn im Studium vielerorts zu kurz kommt, ebenso wie die Ausbildung zur Thematik Legasthenie und Dyskalkulie u.v.m. Naja, und wenn ich dann manchmal miterlebe, welche LehrerInnen in der Schule agieren, die mittlerweile selbst aus einem unreflektierten Handyumgang herauswachsen, dann wundern mich die mobbenden LehrerInnen gar nicht. Wenn Mobbi von der Hilflosigkeit der Pädagogen spricht, dann sage ich auch „ja“ dazu. Allerdings erweitert um die These, dass das „Gesimse“ um Problemlagen generell eine Art von Hilflosigkeit ist. Auch die Aggression, die von geschriebenen Bedrohungen und Vorwürfen ausgeht – das macht viel mehr Angst als mündliche Verwarnungen und Androhungen.
Dass SchülerInnen LehrerInnen mobben kann ich – wenn ich mich in meine Jugendzeit und Lehrererfahrungen zurückversetze – sehr gut verstehen. Es gibt Äußerungen von LehrerInnen die für mich unvergesslich sind. „Manche“ LehrerInnen haben ein besonderes Geschick SchülerInnen öffentlich als VersagerInnen hinzustellen, das ist unglaublich. Und das ausgerechnet in einer Phase in der man seine Identität formt und sucht (ich spreche von dem Sekundarbereich). :/)
Weiterbildungen zum Medienumgang insbesondere Internet und Handy finde ich unbedingt wichtig und sollte auch in das Studium der zukünftigen LehrerInnen vielmehr und verpflichtend einfließen.
Auch wichtig ist, wie Christof schon schrieb, die Möglichkeit für Rückmeldungen zu geben. Ich habe z. B. in meinem viersemestrigen Studiengang nur einen Prof. der Reflexionen seines Studiengangs regelmäßig durchführt und für sich auswertet. Im kommenden Semester konnte man merken, dass er mit der Kritik von Seiten der StudentInnen gearbeitet hat. Das kann in der Schule ebenso stattfinden. Allerdings auch mit der Möglichkeit der Supervision, damit auch etwas in Bewegung kommt.
Also, wie gesagt: Insgesamt ein super Thema. Ein besonderer Berufs- und Aufgabenbereich für werdende SchreibpädagogInnen!!!
diskutiert wird leider erst wieder nach abgabe der masterarbeit, so in ca. 3 wochen, dann aber um so heftiger. zum beispiel warum geschriebene aggressionen mehr angst auslösen als mündliche oder wie so die „identität“ entsteht oder wie schreibpädagoginnen das grundproblem der schulen lösen sollen. ??? fragen über fragen, die spannend sind, aber warten müssen 😦