verkehrte welt. in der gesellschaft der dienstleistungen werden gerade monopolisten und große konzerne, sowie öffentliche verwaltungen kommunikativ unerreichbar. oder haben sie schon einmal bei der post versucht, sich über ein verschwundenes paket beim verteilerzentrum zu informieren. sie werden an eine hotline, die horrendes geld kostet, irgendwo in deutschland verwiesen. oft gibt es weder durchwahlen noch persönliche mailadressen. da bleibt einem nur eine übrig: der traditionelle, getippte oder handgeschriebene „beschwerdebrief„. darum dieses mal eine kleine unterstützung in den schreibideen, eine beschwerde an den adressaten zu bringen.
als einstieg in die beschwerde, sollten sich die gruppenteilnehmerInnen der schreibgruppe bewusst werden, bei wem sie sich überhaupt beschweren wollen. in unserem immer komplizierteren alltag findet sich garantiert ein beschwerdegrund. so ist als erstes ein cluster zu erstellen, das mittig die aussage enthält „was mich schon immer aufregt“. aus dem cluster wird dann die aufregung ausgewählt, bei der eine beschwerde aussicht auf erfolg hat. es kann sich dabei um die geringe anzahl der roten gummibärchen, die am besten schmecken, in der tüte handel, aber auch um die zeitverzögerung beim amt oder eben das verschwundene paket.
nun wird eine tabelle angelegt. in die linke spalte werden die knallharten fakten eingetragen, die zu der beschwerde führen. in die rechte spalte sind dann sätze einzutragen, die knallharte fakten in treffsichere beschwerden verwandeln. denn die schreibgruppe geht ja davon aus, dass ihre beschwerde berechtigt ist und hat somit keinen grund, sich erst mit vielen belegen zu rechtfertigen. hier darf schon die lage der fakten ausgereizt werden. die fakten (maximal fünf) und die entsprechenden sätze werden sich in kleingruppen gegenseitig vorgestellt. die anderen gruppenteilnehmerInnen bewerten wie treffend die sätze sind und bieten eventuell alternative formulierungen an.
nach der kleingruppenarbeit werden nun die fünf wichtigsten sätze des beschwerdebriefs aufgefüllt. dazu dürfen ruhig blumig oder sarkastisch die folgen der versäumnisse des adressaten beschrieben werden. ein beschwerdebrief lebt auch davon, dass er zum einen knallharte fakten bietet, gleichzeitig aber immer noch spielraum für umdenken anbietet (zumindest wenn er das erste mal geschrieben wird). also wird der brief kurz und knapp aufgefüllt. die verfassten briefe werden in der schreibgruppe vorgetragen, ohne ein feedback zu geben. anschließend werden die briefe jeweils anderen teilnehmerInnen weitergereicht, die einen antwortbrief dazu formulieren. hierbei sollte beachtet werden, wie treffend die kritik der beschwerdeführerInnen formuliert wurde.
sollte noch zeit vorhanden sein, könnte als letzte schreibanregung dazu aufgefordert werden, doch einmal einen formbrief zu verfassen, wie er gern von vielen beschwerdestellen versendet wird. hierbei sollte eine gewisse form der unterwürfigkeit erreicht werden, die gleichzeitig aber auf der ausweglosigkeit der situation beharrt. die antwortschreiben werden in der schreibgruppe vorgetragen. somit sind nach diesen treffen die teilnehmerInnen gewappnet für zukünftige beschwerden, entweder als autorInnen oder als antworterInnen 😀