das kreative schreiben muss sich erst einmal nicht an gesellschaftliche regeln halten. man kann utopien entwickeln, political correctness vernachlässigen und einfach drauflos schreiben, was einem so in den sinn kommt. zudem werden texte dann spannend, wenn sie konflikte aufgreifen, sie in eine geschichte packen. die „geschlechterrollen“ sind dafür natürlich eine hervorragende gelegenheit. sie bieten alles, was eine spannende geschichte braucht: zwei kontrahentInnen oder auch konträre gruppen, die gleichzeitig nicht voneinander lassen können. und um sich auf sol stein zu beziehen, der über das schreiben geschrieben hat, am besten sind die gegenspieler auch noch in einer zwangslage, in der sie nicht voreinander ausweichen können.
das klingt jetzt erst einmal nicht sehr schön, aber literarisch lässt sich sehr viel daraus machen. wenn man sich einmal umschaut unter den romanen, dann spielen anziehungen und konflikte zwischen mann und frau beinahe in jedem buch eine rolle. und dabei geht es nicht um das geschlecht an sich, sondern eben um die eigenommenen geschlechterrollen. gesellschaftlich sieht das ideal anders aus, nämlich dass die rollen keine rolle mehr spielen. aber im kreativen schreiben sollte diese vorlage allemal genutzt werden.
zum einen kann der konflikt zwischen den geschlechterrollen stellvertretend ausgetragen werden, um in realiter vielleicht gelassener miteinander umgehen zu können. zum anderen können beobachtungen aus dem alltag als sittenbild der heutigen gesellschaft einfließen. und natürlich dürfen auch ganz persönliche auseinandersetzungen mit partnern und partnerinnen in das schriftliche ergebnis einfließen.
das kreative schreiben erlaubt viel, so lang man entweder nicht mit allem an die öffentlichkeit geht oder sich als autorIn klar von den positionen der protagonistInnen, so sie diskriminierend, gewalttätig oder dergleichen mehr, distanziert. denn bücher und geschichten, die ohne auseinandersetzungen, höhepunkte und dramen auskommen, werden eigentlich nur als sachbücher gelesen. das versöhnliche kann immer noch den schluss eines spannenden textes bestimmen, aber es sollte möglichst nicht grundlage eines textes sein.
übrigens vermittelt das versöhnliche oft ein sehr kitschiges oder allzu romantisches bild, man schaue sich nur einmal so manchen groschenroman oder eben manche schlichte geschichte an. wenn zu viel harmonie, auch zwischen den geschlechtern da ist, dann wird eher ein verzerrtes, schönfärberisches bild gemalt, das die geschlechterrollen manifestiert. und noch eines: fantasie hat nicht das ziel, in die realität übertragen zu werden, sonst dürften heutzutage eigentlich keine krimis geschrieben werden. doch fantasie kann eine verarbeitung des herrschenden sein. aber selbst mit diesen wertungen sollte man vorsichtig sein, denn wer kann schon in die köpfe und herzen der autorInnen schauen. also, auf in den geschlechterrollenkampf und eine knackige kreative geschichte daraus entwickelt.