schreibidee (200)

kinder haben einen vorteil, um den man sie manchmal beneiden könnte. wenn die anmutungen von außen zu ätzend werden, können sie sich ohne probleme in den trotz steigern. sie brüllen, sie schreien, werfen sich auf den boden, wälzen sich, sind kackbratzig ohne ende. das erfreut zwar ihre eltern nicht, ist aber ein unverfälschter ausdruck von zorn, wut und unwillen. was kann es besseres geben, als in der zweihundertsten schreibidee anregungen für „trotztexte und ich-bin-wie-ich-bin-geschichten“ zu geben.

eingestiegen wird dieses mal mit einem zehnminütigen fokussierten freewriting. der fokus liegt auf der frage „welche anmutung von außen geht mir gerade total auf den sack?“. die teilnehmerInnen sollen dazu einfach losschreiben und all ihre wut über die anmutung in den text fließen lassen. nach diesem ersten kathartischen moment wir von allen teilnehmerInnen eine lister der zehn dinge, die sie momentan am meisten aufregen, erstellt. aus dieser liste wählen sie die vorlage für den ersten text aus.

der erste text versammelt alle widerständigen satzformeln, die einem einfallen. angefangen bei „ich will nicht mehr …“, über „es reicht mit mit …“ bis zu „warum sollte ich weiterhin …?“. alle zum thema passenden verweigerungen und trotzreaktionen werden zeile für zeile verfasst und anschließend in der schreibgruppe vorgetragen.

nun ist es an der zeit, die trotzphase ein wenig zu verlassen und alle kathartischen momente in willensäußerungen fließen zu lassen. der zweite texte enthält die versammelten wünsche der schreibgruppenteilnehmerInnen für die zukunft. jeder satz beginnt mit „ich will …“. manche werden schwierigkeiten haben, ihren freien willen auszudrücken, da sie sofort den vorwurf des egoismus antizipieren. da empfiehlt sich der einschub des satzes: „ich will egoistisch sein!“. die texte werden nicht in der schreibgruppe vorgetragen.

zum abschluss wird eine längere „ich-bin-wie-ich-bin-geschichte“ geschrieben, die autobiografische züge haben kann, aber nicht muss. es soll eine geschichte sein, die keinen zweifel am starken willen der protagonistInnen aufkommen lässt und sich nicht darum schert, sich auf dem boden zu wälzen, zu schreien und einfach die anderen, die anderen sein zu lassen. im feedback, nachdem die geschichten vorgetragen wurden, wird zurückgemeldet, wie nachdrücklich das „so-sein“ wirkt.

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