das leben ist kein kindergeburtstag. darum geht es vielen menschen nicht um freude, ausgelassenheit oder spontanität, sondern darum, das leben zu bewältigen. es wurde ihnen gegeben, um etwas zu schaffen, etwas daraus zu machen. eine gewaltige anstrengung steckt hinter dieser vorstellung, und sie geht mit einer gehörigen portion selbstkontrolle einher. die scheint auch notwendig, um möglichst viele unwägbarkeiten abzuwenden und seine „ruhe zu haben“.
will man das so? es spricht erst einmal nichts dagegen. vergessen wird häufig dabei die große kraft, die aufgewendet werden muss, um den fluß des lebens unter kontrolle zu halten. da flirrt, schwirrt, mutiert und vermehrt es sich um einen herum, man selber versucht dagegen zu halten. beim biografischen schreiben kann man den blick darauf werfen, wie weit man doch eher zum kindergeburtstag tendierte oder zur schützenden sofaecke. mit welchen unkontrollierbaren situationen, sowohl positiver als auch negativer richtung, war man im laufe seines lebens konfrontiert? hat sich daraus etwas entwickelt?
aber auch fragen, wie weit man überhaupt versuchte, auf seinen lebensplan einfluss zu nehmen, und wie gut dies klappte, könnte man stellen. es gibt ja generell die widerstreitende vorstellung, dass das meiste schicksalsgelenkt oder selbstverantwortlich geschieht. heutzutage kommt dann noch der genetische aspekt in manchen vorstellungen dazu, der irgendwie zwischen schicksal und verantwortung changiert dazu. also, was haben wir mit hilfe der kontrolle aus unserem leben gemacht?
und noch ein weiterer aspekt ist für das notieren der eigenen lebensgeschichte interessant: basierte vieles auf selbstkontrolle oder unterlag man einer strengen fremdkontrolle von außen? gesellschaften können einen menschen über strenge sanktionen bei abweichendem verhalten in seinem lebensweg stark beeinflussen. und es ergibt sich die frage, ab welchen momenten die selbstkontrolle ein klare strategische entscheidung war? nach dem motto: wenn ich bestimmte dinge auf die reihe kriege, mich zusammenreisse, kann ich andere vorteile genießen oder gehe konflikten aus dem weg, denen ich nicht standhalten könnte.
all diese vorgehensweisen und situationen haben ihre berechtigung. das resümee ziehen die schreibenden selber. einen effekt hat das biografische schreiben ja meist, festzustellen, wie weit das eigene leben den eigenen vorstellungen und gefühlen entspricht. hat es sich dem angenähert, was man sich wünschte? und wo könnte man in der folge noch nachjustieren, um manchen weiter existenten traum zu verwirklichen? in diesem zusammenhang spielen kontrolle und kontrollverlust eine zentrale rolle und bieten als fragestellung anlass zur selbstvergewisserung.