der körper ist eine galaxie des kreativen schreibens. seine wunderbare koppelung von fleischlichkeit, emotionen und sinnen bietet viele anknüpfungspunkte für geschichten. das fängt beim thema nummer eins an: dem sex. sex kann von der körperlichkeit nicht abgekoppelt werden, auch wenn in vielen literarischen werken die sexualität in den hintergrund verbannt wird oder der asexualität gehuldigt wird. ob allein, zu zweit oder zu vielen, die begegnung mit körpern kann lust verursachen.
kreative worte für die lust zu finden ist schon eine lust an sich. womit der übergang zu den sinnen geschaffen wäre. lust setzt sich aus reaktionen auf berührungen, wahrnehmungen und gedanken zusammen. der körper bietet alle instrumente dafür. man kann aber auch einen schritt zurückgehen und schriftlich einen blick auf die wahrnehmung werfen. was melden mir meine sinne? geschichten, die beschreiben, wie einem die haare zu berge stehen, wie ein anblick übelkeit oder freude hervorruft oder wie eine berührung zarte gefühle weckt, all dies ist unser körper in worte gefasst.
doch nicht nur sinne und wahrnehmungen können einen spannenden hintergrund von kreativ geschriebenem abgeben. allein die einzelnen körperteile bieten stoff zum schreiben. schreiben sie einfach mal eine geschichte über eine hand. was macht sie so den lieben langen tag? wie funktioniert sie? was möchte ich momentan „begreifen“? die haut als kosmos diverser lebewesen, als schutzschild oder wässrige hülle einer welt. die linke große fusszehe als widerstandsnest gegen unversehrte socken. die kopfhaut als beet für ungerichteten haarwuchs oder aber ausgetrocknete wüste bei der glatze.
und dann noch der blick auf das ganze ensemble. junge körper, alte körper, zeichen der veränderung, orte der verletzung. der körper ist der ort unseres daseins und wir sind nicht vorstellbar ohne unseren körper. wie wirkt alles in allem? als strich in der landschaft oder als knutschkugel, ebenmäßig oder ungelenk? unsere körperhaltung und unser körper drücken oft auch etwas aus. wir kommunizieren wortlos mit unserem körper. und wir bewegen uns. auf etwas zu, fluchtartig davon. dabei spielt das ensemble oft genug wie geschmiert ineinander, bis wir stolpern.
in solchen momenten zeigt sich, dass unser körper unseren vorstellungen, plänen und gedanken ganz eigenwillig widersprechen kann. er macht nicht mehr das, was er soll, er setzt sich von uns ab und zappelt wild herum. die gesamte psychosomatik bietet unzählige grundlagen für geschichten. wenn das herzrasen auf keinen erhöhten puls zurückzuführen ist, dann gibt es gründe dafür, die platz in einer story finden können. nicht nur wir sind kreativ, auch unser körper ist kreativ im weitesten sinne. fällt ein teil des ensembles aus, versuchen andere teile, seine funktion wett zu machen. die schaltstelle gehirn gleicht ein wenig den unklaren blick mit dem kranken auge aus. beim tanz dient der körper dem kreativen ausdruck.
einzige empfehlung: nutzt euren körper als grundlage kreativen schreibens in all seinen facetten. ihr kennt ihn am besten, seid ihm am nächsten. und er wird euch beinahe von allein ein bündel an geschichten liefern.