so, da sitzt man nun und möchte eine entschuldigung schreiben. eigentlich steht schon fest, für was man sich entschuldigen sollte. aber der einstieg klappt nicht. es ist so verteufelt schwer, die richtigen worte zu finden. dabei würden wahrscheinlich zwei, drei einfache sätze genügen, um sich zu entschuldigen. man möchte noch ein wenig erklären, ein wenig in interaktion mit dem gegenüber treten. und man hat angst davor, die entschuldigung abzusenden. was, wenn das gegenüber nicht reagiert? wenn es sich viel zeit lässt und man sich fragt, ob die entschuldigung überhaupt angekommen ist?
diese situation kann durch das kreative schreiben vielleicht ein wenig entschärft werden. oft ist die entschuldigung ohne große umschweife das beste. und natürlich liegt die letztendliche entscheidung, ob die entschuldigung angenommen werden kann, beim gegenüber. das ist nun mal so. vielleicht sollte man erst noch einmal ein freewriting zu der frage, weshalb man sich überhaupt entschuldigen möchte oder was man mit einer entschuldigung erreichen möchte, aufschreiben. denn vielleicht stellt man dann fest, dass man eine gegenleistung für eine entschuldigung haben möchte. man möchte, dass das gegenüber sich auch entschuldigt. dann sollte man es lieber bleiben lassen.
man kann ebenso freewritings zum entschuldigungstext machen. man kann also mehrmals fünf minuten einfach eine entschuldigung schreiben, ohne lang darüber nachzudenken. dann vergleicht man die entstandenen texte und wählt den ansprechendsten aus. den überarbeitet man, feilt ihn aus und versendet ihn. man kann aber auch in einem freewriting darüber reflektieren, warum es einem so schwer fällt, sich eine blöße zu geben, also einen schritt auf jemanden zu zu machen, ohne eine reaktion erwarten zu können.
abseits der ganzen selbstfindungsprozesse, die das kreative schreiben unterstützt, kann man auch am gesamten text arbeiten. eine entschuldigung lässt sich in eine geschichte verpacken, man kann ein gedicht schreiben oder einen treffenden slogan dafür finden. eine schön verpackte entschuldigung erweicht das herz des gegenübers für eine versöhnung vielleicht noch leichter. dies kann in beziehungen recht hilfreich sein. man kennt sein gegenüber am ehesten, kann ahnen, ob es eher ohne große umschweife formuliert sein sollte, oder ob es einer langsamen annäherung bedarf.
man kann nach metaphern für die ereignisse suche, die die entschuldigung notwendig machen. man kann nach einem passenden gedanklichen bild suchen, dass die festgefahrenheit der situation ganz gut beschreibt. man kann ein cluster zum entschuldigungsgrund machen, um eine angemessene beschreibung der vorangegangenen zu finden. man sollte aber jegliche form von gegenvorwürfen, von „du hast aber…“ weglassen. entweder möchte man sich entschuldigen oder nicht.
auch der brief, die mail, das geschriebene sollte mehrmals überarbeitet werden. dabei lohnt es sich, besonders auf den klang zu achten. schnell erscheint eine entschuldigung schon wieder relativiert, wenn man zu viele erklärungen drumrum baut (nach dem motto: ich kann ja gar nichts dafür). auch kleine füllwörter können den tonfall der entschuldigung lapidar, dahingerotzt oder beinahe aggressiv erscheinen lassen. und falls die entschuldigung ganz schnell geschrieben ist, dann könnte man noch eine kleine geschichte oder ein gedicht anhängen, so als bonbon (natürlich nur bei privaten kontakten, nicht unbedingt bei entschuldigungen im berufsleben 😉 ).