Tagesarchiv: 24. Februar 2011

web 2.0 und entschuldigungen

das internet füllt sich minütlich mit persönlichen statements. abseits der ganz subjektiven befindlichkeiten, die ausgebreitet werden und manchmal detailversessen sind (heute habe ich … gefrühstückt), wird stellung zu allen gesellschaftlichen fragen bezogen. es werden filme, musik, bücher, theaterstücke, fernsehprogramme und personen des öffentlichen lebens bewertet, kritisiert oder gefeiert. und wie sich in den nordafrikanischen ländern gezeigt, wird politik gemacht, werden ganze gesellschaften umgewälzt, ganze systeme und regime verändert.

es zeigt sich, dass das geschriebene wort weiterhin macht hat, auch wenn alle welt von der visualisierung der gesellschaften schreibt und spricht. ohne ein paar geschriebene worte, ohne aufrufe, ohne geschriebene statements erreichte man nur die halbe wirkung. doch gerade bei den kritiken und statements verrutscht im web 2.0 gern mal die sprache. geschriebene gewaltige worte treffen manche(n) härter als daher gesagtes. die äußerungen lösen reaktionen aus, die wieder über kommentare oder eigene posts einen diskurs entfachen.

besonders schön kann man das bei diskussionsforen über computer- oder digitale anwendungsprobleme feststellen. plötzlich geht es nicht mehr um das eigentliche problem. es geht um die kenntnisse der person, es geht um die fähigkeiten oder um das auffassungsvermögen. und der rest des forums streitet sich dann über tonfall, die umsetzung der problemlösung und die verteidigung der eigenen kompetenzen. hier wird es persönlich.

manche schreibenden mögen kurz darauf, wenn sie noch einmal ihr statement durchlesen, feststellen, dass sie zu stark formuliert haben, dass sie sich getäuscht haben, dass es einen schritt zu weit ging. aber man findet selten im internet, dass sich jemand für das geschriebene entschuldigt. eher das gegenteil ist der fall: man legt noch einmal nach, wenn man kritisiert und angegriffen wird. anscheinend schafft die virtuelle distanz einen rahmen, hinter dem man sich verstecken kann.

das bietet vorteile (siehe nordafrika) aber auch den nachteil, dass oft genug gegenseitige verletzungen im internet stattfinden. Weiterlesen

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schreibidee (217)

kalt ist es in berlin, arschkalt. aber die sonne gibt ein vorgefühl von frühling. alle lechzen, wie jedes jahr, nach wärmeren zeiten, danach, dass ein leben außerhalb der vier wände wieder möglich wird. kaum wärmer, bieten sich noch mehr freizeitvergnügen als in der kalten jahreszeit. manche verlagern die küche ins grüne und grillen sich zu tode. andere besuchen die wildnis, jehen ins jrüne. familien besuchen gern mal einen park, der ihnen die freizeit bespielt. diese schreibanregung dient dazu, einen individuellen park in worte zu fassen. „mein freizeitpark“ ist das motto.

als einstieg wird von allen schreibgruppenteilnehmerInnen ein ranking ihrer liebsten freizeitvergnügen erstellt. dazu dürfen auch nasebohren und sex gehören. diese liste soll eine ganz persönliche liste der vorlieben sein. und wie das bei architektonischen planungen auch der fall ist. zu jedem freizeitvergnügen werden fünf zeilen notiert, welche dienstleistungen und räumlichkeiten oder orte notwendig sind, um das freizeitvergnügen umzusetzen. alle teilnehmerInnen setzen ihre fünf favoriten in der schreibgruppe vor.

anschließend wird das schreiben für kurze zeit unterbrochen und alle bekommen große blätter, ein paar farbige stifte und werden aufgefordert, ihren persönlichen freizeitpark einmal grob aufzuzeichnen. aus was würde er sich zusammensetzen? in welche landschaft oder in welchen park wären alle vergnügen zu integrieren? wie sehen die gebäude aus, die vergnügen bereiten sollen? wenn die parks gemalt wurden, notieren alle schreibgruppenteilnehmerInnen eine ausführlichere beschreibung ihres parks. bild und beschreibung werden der schreibgruppe vorgestellt. es gibt erst einmal kein feedback.

denn nun soll ein werbetext für den persönlichen freizeitpark geschrieben werden. preisen sie ihren park an. was bietet er alles, warum ist es unumgänglich seine freizeit so zu gestalten, wie sie es vorschlagen? welchen benefit hat man, wenn man den park besucht? der werbetext sollte nicht zwei seiten überschreiten. anschließend wird eine große werbeveranstaltung ins leben gerufen. alle teilnehmerInnen der schreibgruppe bieten ihren persönlichen park an. in der feedbackrunde werden nicht nur die texte beurteilt, sondern alle teilnehmerInnen geben ein statement ab, ob sie den park besuchen würden.

und sollte noch genug zeit zur verfügung stehen, könnte man einen großen gemeinsamen park entwerfen, der für alle schreibgruppenteilnehmerInnen attraktiv wäre.