er kommt langsam aus der mode, der handgeschriebene brief. der persönliche brief gewinnt in den letzten jahren sehr an bedeutung. wer heute noch einen brief schreibt und keine mail, dem ist der adressat wichtig, der nimmt sich die zeit, seinen gedanken ausdruck zu verleihen. vor zwanzig jahren hatten briefe zwar auch bedeutung, aber längst nicht in diesem ausmaß. und wenn man sich die posthum veröffentlichten briefwechsel bekannter persönlichkeiten anschaut, kann man feststellen, dass ganze lebensgeschichten oder stories dort nachgezeichnet werden. darum soll die heutige schreibanregung zu geschichten, die sich aus einem „briefwechsel“ ergeben, führen.
als einstieg lässt sich zwischen zwei möglichkeiten wählen. sollten die technischen voraussetzungen vorhanden sein, dann könnte man einen gemeinsamen chat der schreibgruppe durchführen. die aufgabe besteht darin, in dem chat, eine geschichte (vom hörensagen oder vom gemeinsam erlebten aus) zu entwickeln. ohne die technischen voraussetzungen führt man zu zweit, handschriftlich, einen chat-ähnlichen schreibdialog durch, der auch eine geschichte im hintergrund entwickelt. die texte werden nicht in der gruppe vorgetragen.
im nächsten schritt werden die schreibgruppenteilnehmerInnen aufgefordert, zu überlegen, wem sie schon seit längerer zeit einen brief oder eine ausführliche mail schreiben wollten. alle erstellen jeweils eine liste von 5 personen, wählen die momentan wichtigste aus und schreiben diesen brief, diese mail. dann überlegen sie parallel, welche geschichte (es muss keine realistische sein) sie schon immer schreiben wollten, welcher roman noch nicht in angriff genommen wurde. zu der geschichte werden ein paar stichworte notiert.
die letzte runde der schreibidee nimmt recht viel schreibzeit in anspruch. alle gruppenteilnehmerInnen verfassen jeweils einen brief- oder mailwechsel, in dem sich ihre geschichte langsam entwickelt. es kann sein, dass ein protagonist ständig von seinen erlebnissen berichtet, aber es kann auch sein, dass beide etwas gemeinsam erlebtes brieflich aufarbeiten. der briefwechsel tritt stück für stück in den hintergrund und die geschichte in den vordergrund. anschließend werden die briefwechsel in der schreibgruppe vorgetragen und beim feedback wird betrachtet, wie stark sich die story in den vordergrund schiebt.
zum abschluss kann noch kurz auf bücher verwiesen werden, die ihre gesamte story als brief- oder mailwechsel oder tagebuchnotizen konstruieren. zum beispiel „die ansichten des pudels ali“ von wolfdietrich schnurre.