schreibberatung und vertrauen

schreibberatung ist in erster linie eine beratung. wie lässt sich vertrauen in beratungen herstellen? eine wichtige frage, da beratung ohne vertrauen mit großer wahrscheinlichkeit kaum erfolg und wirkung zeigen wird.

eines der grundkonzepte von beratung besteht in der vorstellung, empathie herzustellen. empathie (einfühlsamkeit, feingefühl) ist ein recht schwammiges theoretisches konstrukt. wenn man davon ausgeht, dass jeder mensch anders tickt, dann bedeutet einfühlsamkeit, ihn erst einmal in seinem anliegen ernst zu nehmen. dazu gehört, dass ich als berater, die ängste und probleme meines gegenübers nicht relativiere, sondern davon ausgehe, dass diese situation sich für diese person so anfühlt. ich bin mir als berater bewusst, dass ich die gefühlslage nie hundertprozentig nachvollziehen kann, ist sie doch subjektiv. ich kann mich ihr nur annähern.

da mag mir die beschriebene situation noch so absurd erscheinen, da mag ich noch so wenig nachvollziehen können, erst einmal leiste ich als berater einen vertrauensvorschuss den klientInnen gegenüber. ich glaube ihren aussagen. und an den punkten, an denen zweifel aufkommen, kann ich nachfragen. das ist sehr grob beschrieben, empathie.

leider geistern in beratungstheorien und -analysen vorstellungen von „schwierigen“ oder „widerständigen“ klientInnen durch das geschriebene. eine wenig hilfreiche vorstellung, da sie zur folge hat, dass die personalisierung von schwierigkeiten den blick für lösungsmöglichkeiten verstellen kann. natürlich kann es in einer beratung, auch in einer schreibberatung, passieren, dass ratsuchende den beraterInnen misstrauen. dass sie nicht alles offenlegen, hinzu erfinden und weglassen. doch es ist nicht aufgabe von beraterInnen, dies ständige zu vermuten und zu entlarven.

klientInnen stellen meist nach einer gewissen zeit fest, dass es nicht sehr hilfreich für sie ist, wenn lösungsmöglichkeiten an falschen tatsachen gemeinsam ausgearbeitet werden, da sie dann teilweise nicht greifen. doch auch dies ist ein entwicklungsprozess. ebenso wie für etliche klientInnen es vielleicht das erste mal in ihrem leben ist, zu erleben, dass ihnen jemand vertraut, sie ernst nimmt, also empathie entwickelt. sie misstrauen sich schon oft so stark, dass sie erst einmal keinen umgang mit dem vertrauensschuss finden können. dies sei allen ratsuchenden gegönnt.

beratung kann immer nur in dem rahmen agieren, der aktuell vorstellbar und fühlbar ist. auch an diesem punkt unterscheidet sich schreibberatung nicht. klar träumen viele ratsuchende davon, dass sich nach eins, zwei gesprächen ihr gesamtes leben ändert. das mag es auch ganz selten geben. doch alltäglich sind beratungsgespräche und die suche nach handlungsmöglichkeiten ein längerfristiger prozess. denn die lösungsmöglichkeiten müssen ausprobiert, ob sie auch in genau dieser individuellen, subjektiven situation greifen. beraterInnen, die eine erfolgsgarantie abgeben, vertrauen eher sich selbst, denn ihren klientInnen.

es gibt effekte, die verallgemeinert werden können: man kann zum beispiel davon ausgehen, dass regelmäßiges freewriting mit sehr großer wahrscheinlichkeit bei beinahe allen menschen im laufe der zeit den einstieg in einen schreibfluss erleichtert. aber man kann es eben nicht garantieren. fazit: vertrauen ist für beratungen eine grundvoraussetzung, zumindest von der seite der beraterInnen, aber zaubern kann auch die schreibberatung nicht. doch ein scheitern oder eine nicht umsetzbare lösungsmöglichkeit stellt noch nicht das vertrauen in frage.

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