erst einmal erwartet man, dass vertrauen beim kreativen schreiben keine große rolle spielt. wem soll man schon vertrauen müssen, wenn man fantasievoll für sich schreibt? doch bei der anleitung von schreibgruppen fällt auf, dass teilnehmerInnen oft ihren eigenen einfällen nicht vertrauen. es gibt äußerungen wie: „mir fällt gerade gar nichts ein“, „mein kopf ist so leer“, „das klingt doch lächerlich, was ich mir da überlegt habe“, „die anderen texte werden bestimmt viel fantasievoller sein“ und dergleichen mehr.
das kreative schreiben bietet in diesem zusammenhang verschiedene möglichkeiten an. ich greife einfach meine gedanken auf und verfasse einen text zu der grundannahme, dass ich keine ideen habe oder andere viel fantasievoller sind. oder ich lege mich auf den nächstbesten gegenstand, die nächstbeste aussage, die mir begegnen, fest. ich blicke also durch den raum, fasse etwas ins auge und notiere es auf einem zettel. dann assoziiere ich zu dem gegenstand (cluster, 30-wort-assoziation, abd-darium …).
meist kann dann davon ausgegangen werden, dass ideen auftauchen werden, die einen ansprechen, die eine grundlage für eine kleine geschichte oder ein gedicht bilden.
sollte man sich öfter in der situation wiederfinden, dass man das vertrauen in sich selbst verliert, dann könnte man in der schreibgruppe anregen, dass einmal ein austausch zur ideenfindung stattfindet. wie stark fühlen die anderen sich unter druck gesetzt, „die tolle idee“ haben zu müssen. man wird feststellen, dass man mit diesem gefühl nicht allein da steht. man wird feststellen, dass auch einige andere teilnehmerInnen an ihren fähigkeiten zweifeln und kein großes vertrauen in die eigenen schöpfungen haben. dies kann eine beruhigende erfahrung sein.
langfristig geht es um einen lernprozess. man lernt, dass man natürlich bessere und schlechtere texte verfasst (zumindest auf der eigenen bewertungsskala), dass man aber zu jedem noch so abwegigen thema gedanken hat, also ideen produzieren kann, also kreativ sein kann. spielen sie einfach mal in gedanken durch, was ihnen zu begriffen wie „scheibenwischer“, „postkarte“, „ohrstöpsel“ und „torte“ einfällt. notieren sie einfach zehn begriffe pro wort, die ihnen spontan einfallen. nicht nachdenken, nur notieren. und sie werden feststellen, es gibt den zustand des „nicht-denkens“ nicht.
zum selbstvertrauen gehört es, die wertung der assoziationen erst vorzunehmen, nachdem assoziiert wurde. die schwierigkeit beim kreativen schreiben besteht für manche darin, schon bei den assoziationen von sich selbst die tolle idee zu erwarten. nein, vertrauen sie darauf, dass ihnen zu einem einzelnen begriff irgendetwas einfällt. später können sie auswählen, welcher gedanke der interessanteste ist, aber beurteilen sie nicht schon ihr eigenes denken. denn dann bauen sich immer mehr denkverbote auf. kreatives schreiben und vertrauen basiert also auf der annahme, sich zu zu gestehen, in der eigenen betrachtung auch den „größten schwachsinn“ denken zu dürfen. sich also die freiheit zu nehmen, die gedanken fließen zu lassen.