vertrauen spielt in der schreibpädagogik, damit in schreibgruppen und vor allen dingen in gruppendynamiken eine große rolle. zuerst einmal müssen schreibgruppenteilnehmerInnen in gewisser weise der gruppenleitung vertrauen. würden sie dies nicht tun, ließen sie sich nicht auf die schreibanregungen und -vorgaben ein. eine angeleitete gruppe kann ohne einen gewissen vertrauensvorschuss durch die teilnehmerInnen nicht funktionieren. aber das ist in jeder gruppe so. spannender scheint mir in diesem zusammenhang das vertrauen in gruppendynamischen prozessen.
viele selbsthilfe- oder freizeitgruppen finden sich zusammen, ohne dass die teilnehmerInnen sich im vorfeld kennen. es ist für jeden ein wagnis, mit einer gruppe von menschen zusammenzuarbeiten, denen man noch nie begegnet ist. darum wird als einstieg bei ersten gruppentreffen gern ein kennenlernspiel durchgeführt, natürlich auch bei schreibgruppen. heikler wird die frage des vertrauens aber schnell bei der frage, ob jemand seinen text, seine geschichte vortragen möchte. davon ausgehend, dass in jedes schriftliche ergebnis auch ein persönlicher anteil einfließt, geraten schreibgruppenteilnehmerInnen ins schwanken, wie viel sie wie schnell von sich preisgeben möchten.
der effekt besteht darin, dass zu beginn einer neuen schreibgruppe die texte mit vorsicht und mit denken an die hörerInnen verfasst werden. das vertrauen, sehr persönliche texte dem feedback auszusetzen, muss sich erst entwickeln. gern beruhigen sich menschen damit, dass man ja ein gemeinsames interesse habe, nämlich zu schreiben, und darum zurückhaltung den gruppenprozess nur blockiere. es wird viel vertrauensvorschuss gegeben. doch dies leugnet, dass es menschen gibt, mit denen man sich besser versteht, und menschen, mit denen die chemie nicht stimmt. Weiterlesen