haben sie schon einmal gepredigt? nein? aber sie haben schon einmal eine predigt gehört. da gibt es diesen schwingenden tonfall zwischen mahnung und versöhnung, der jeder predigt anteilig ist. er ist ehrwürdig, irgendwie heilig. nun haben sie die chance, eigene „sakrale texte“ zu verfassen, wie es diese schreibanregung vorschlägt.
fangen wir mit der gewöhnlichen variante der predigt an: der gardinenpredigt. die schreibgruppenteilnehmerInnen werden aufgeforder, fünf personen zu notieren, denen sie gern eine gardinenpredigt halten würden. sie wählen eine person aus und schreiben fünf minuten ein fokussiertes freewriting zu zwei begriffen: den namen der ausgewählten person und der gardinenpredigt. nach dem freewriting wird sofort zur eigentlichen predigt übergegangen. diese gardinenpredigt wird formuliert (maximal eine seite) und anschließend in der gruppe vorgetragen (namen und personen können natürlich anonymisiert werden).
anschließend wird der tonfall geändert. was wollte man der menschheit schon immer mitteilen, traute sich aber bisher nicht. das kann nun ausformuliert werden. einstieg sollte ein zitat oder ein motto sein. natürlich können stellen aus der bibel gewählt werden, es dürfen aber auch gern andere zitate verwendet werden. das zitat ist nur der aufhänger für die eigenen ausführungen. wichtig ist, dass der tonfall einer predigt dabei gewählt wird, ein sakraler, gewichtiger ton. die schreibgruppenteilnehmerInnen dürfen während des schreiben des textes auch gern das geschriebene laut vor sich her sprechen, damit sie ein gefühl für die sprache bekommen. sie können sich ja eine gemeinde vorstellen, vor der sie stehen. um die anderen schreiben nicht zu stören, sollten mehrere räume zur verfügung stehen. anschließend werden die predigten von einer improvisierten kanzel gehalten. in der feedbackrunde wird auch der sakrale gehalt analysiert.
und zum abschluss wendet man sich in der schreibgruppe den sakralen gesängen zu. dazu werden zwei oder drei kirchenlieder ausgeteilt. am besten wird auch noch eine hörprobe dieser lieder vorgespielt. die teilnehmerInnen werden nun aufgefordert, zur melodie passend, nur die texte der lieder zu verändern. dabei dürfen auch absurde kombinationen entstehen, der text also dem sakralen hintergrund widersprechen. aber die sprachmelodie und der rhythmus müssen stimmen. anschließend muss nicht vorgesungen werden, vorlesen genügt auch 😉