schreibpädagogik und gier

das mag seltsam klingen: was hat das anleiten von schreibgruppen mit gier zu tun? man ist so begierig, gruppen anzuleiten, und dann vor allen dingen schreibgruppen? nun, das mag es vielleicht geben, doch das geht selten über den „spaß“, gruppen anzuleiten hinaus. natürlich sollte man lust darauf haben, so etwas zu machen, wenn man es anbietet, aber gierig, gruppen zu leiten kann man glaube ich nur werden, wenn man beständig mehr damit verdienen möchte.

nein, hier geht es um eher um phänomene der gruppendynamik. auf der seite der teilnehmerInnen kann „gieriges“ verhalten auftreten. das hat mit dem positiven erleben von schreibübungen zu tun, also mit dem positiven erleben vom selbst schreiben. die gier entsteht dadurch, dass dieses erleben in schon beinahe süchtiges verhalten umschlägt. ab und zu kann man teilnehmerInnen antreffen, die kein ende finden wollen, die eine schreibanregung nach der anderen einfordern und beständig nur texte schreiben wollen, den austausch darüber aber eher als lästig empfinden.

man kann auch nicht gleich von gier sprechen, sondern erst dann, wenn dabei die anderen teilnehmerInnen der schreibgruppen aus den augen verloren werden. es kann also sein, dass jemand versucht über alle anderen bedürfnisse hinwegzugehen, um die eigenen befriedigt zu bekommen. in diesem moment wäre es an der leitung der schreibgruppe, einzuschreiten und zu verstehen zu geben, dass es noch andere teilnehmerInnen gibt. ist die schreibgruppe eine selbstorganisierte, dann wäre es an den anderen teilnehmerInnen, einspruch zu erheben und entscheidungen zur abstimmung zu stellen.

ähnliche diskussionen können entstehen, wenn jemand in einer schreibgruppe partout nur bestimmte schreibanregungen durchführen möchte. dies tritt am wahrscheinlichsten in selbstorganisierten gruppen auf. da mag zum beispiel jemand immer nur dialoge schreiben, aber keine anderen formen des schreibens anwenden. wenn daraus eine beständige forderung entsteht, ist man der gier auch wieder recht nahe. in angeleiteten schreibgruppen ist die wahrscheinlichkeit solcher konflikte geringer, da meist ein konzept durch die leiterInnen vertreten wird, in dem schon bestimmte schreibanregungen vorgesehen sind.

schreibpädagogik und „gier“ ist eventuell der falsche ausdruck für die benannten verhaltensweisen, man könnte es auch schreibpädagogik und „rücksichtslosigkeit“ nennen. doch es gibt jedenfalls menschen, die schwerlich aufhören können, weiteres schreiben und schreiben und schreiben einzufordern. ähnliches kann man auch beim vorlesen der eigenen texte erleben, doch meist herrscht zurückhaltung. aber es kann vorkommen, dass jemand unbedingt beständig als erstes und möglichst auch zu hause geschrieben texte vorlesen möchte. auch hier ist es aufgabe der gruppenleitung, die ausgewogenheit der anliegen zu gewährleisten. und sollte dies nicht funktionieren muss man mit den jeweiligen teilnehmerInnen ein einzelgespräch führen. doch oft kommen solche situationen nicht vor.

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