vielen menschen fällt es schwer, sich hilfe zu suchen, wenn sie an einen punkt gelangen, an dem sie nicht mehr weiterkommen. sie schämen sich dafür, dass sie hürden nicht selbstständig bewältigen können und gehen leider oft genug davon aus, dass alle anderen keine schwierigkeiten haben. die ist ein trugschluss. jeder mensch kann in situationen geraten, die von ihm allein nicht bewältigbar sind. das kann man im zusammenhang mit dem schreiben nicht oft genug betonen. denn das andere extrem stellen die menschen dar, die davon ausgehen, dass die nie an einer hürde scheitern werden.
sicherlich ist es eine gute einstellung, davon auszugehen, dass man mit allem klar kommt. doch sollte man dann trotzdem nicht weiter wissen, kann die krise sehr große ausmaße annehmen. manchmal kann es hilfreich sein, scheitern schon einmal erlebt und daraus gelernt zu haben.
und es gibt eine weitere form des umgangs mit beratung und hilfe. menschen, die gelernt haben, dass es nicht schadet, sich hilfe zu suchen. die aber gleichzeitig nicht aufhören können, hilfe in anspruch zu nehmen. sie grasen alle unterstützenden stellen und einrichtungen ab, sie sind in allen beratungs- und hilfestellen bekannt, ziehen aber kaum konsequenzen aus den gesprächen. dies kann auch in der schreibberatung geschehen.
da kann es vorkommen, dass jemand eine schriftliche arbeit verfassen muss, und der erste schritt nicht darin besteht, damit anzufangen, sondern als erstes die schreibberatung aufgesucht wird. die erwartungen an die beraterInnen sind enorm. da die schreibberatung eine form von dienstleistung ist, wird an die bezahlung die forderung gekoppelt, dass durch alle widrigkeiten einer schriftlichen arbeit geholfen wird. in dieser gierigen wird der eigenanteil am fortschritt vollständig ausgeblendet. es wird die forderung, am besten gleich die ganze arbeit geschrieben zu bekommen, aufgestellt.
in diesen situationen werden die beraterInnen emotional unter druck gesetzt und sozusagen die verantwortung für einen erfolgreichen abschluss den schreibberaterInnen aufgebürdet. aus fachlicher sicht, muss man in solchen situationen die verantwortung zurückgeben. man tut sich selber keinen gefallen, wenn man die verantwortung für eine andere person übernimmt. es steckt auch immer ein portion entmündigung und selbstentmündigung dahinter.
in solchen momenten sollte man sich überlegen, wie die beratung ausgehen könnte, wenn das geschriebene ergebnis nicht zufriedenstellend ist. „gier“ ist vielleicht auch das falsche wort hier, es handelt sich eher um verantwortungsübergabe. doch für beraterInnen hinterlässt solch eine situation nicht selten das gefühl, einem maßlosen, gierigen ratsuchenden gegenüber zu sitzen.