schreibpädagogik und freude

es gibt schreibgruppen, die dermaßen harmonisch zusammenspielen, dass die gemeinsame freude am schreiben und texte hören aus jeder pore quillt. das ist nicht standard in schreibgruppen, aber es kann gefördert werden. am hinderlichsten für diese entwicklung ist die unterschwellige konkurrenz, die in gruppen vorkommen kann. als anleitung einer schreibgruppe kann man dies im laufe der zeit feststellen und dinge dagegen unternehmen.

am wichtigsten scheint die gegenseitige achtung und akzeptanz, dass niemand der anwesend ein perfekter schreiber, eine perfekte schreiberin ist. oft wird dies nach außen auch so formuliert, doch bei den gegenseitigen feedbacks und leserunden stellt man fest, dass eine andere stimmung herrscht. die grundlage eines achtenden umgangs sollte am anfang gelegt werden, indem man in der schreibgruppe das feedback-verhalten abklärt und festlegt. die gruppe sollte also eine abmachung treffen.

zweite grundlage ist der versuch die jeweiligen erwartungen an sich und an andere ein wenig zu reduzieren. sie erzeugen nur gegenseitigen und gegen sich selbst gerichteten druck. erst wenn entspannt geschrieben und gelesen werden kann, dann gibt es auch raum für freude in schreibgruppen. dies bedeutet für die leitung einer gruppe zum beispiel, die dauerkritiker ein wenig zu stoppen. nichts ist fürchterlicher, wenn jemand sich über das selbstgeschaffene werk freut und direkt nach dem vortrag eingekocht wird. es ist der freude über das vollbrachte raum zu geben.

feedbacks können als geschenke verstanden werden, die nichts anderes als anregungen sein sollen. menschen in schreibgruppen wollen sich entwickeln, darin sind sich alle einig, aber gleichzeitig sollte der freude am schreiben genug raum gegeben werden. es darf auch in literarischen schreibgruppen oder bei lesekreisen gelacht werden. gut, es gibt auch die gegenbewegung: alle versuchen sich mit witzigen texten gegenseitig zu übertreffen. das kann auch anstrengend werden. es sollte in schreibgruppen sowohl für schwere als auch für leichte texte gleichzeitig raum vorhanden sein. der stimmungskontrast belebt gruppen oft erst richtig.

freude kommt in gruppen auch auf, wenn man sich nicht nur auf das schreiben und das feedback konzentriert, sondern ebenso platz für persönliche kontakte (also pausen) und umrahmungen (also thematisch passende ablenkungen) geschaffen wird. zumindest steigt dann die chance, den idealfall zu erleben, eine schreibgruppe, die auch in der anleitung viel freude bereitet.

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